Originaltitel: Another German Tank Story
Produktionsland: Dtl.

Darsteller:
Meike Droste: Susanne Pauli, Johannes Scheidweiler: Tobias Pauli, Monika Lennartz: Rosi, Alexander Schuster: Wolf, Roland Bonjour: Bert, Susanne Bredehöft: Gloria, Hans Brückner: Hubert
u.v.a.

Buchvorlage:
Drehbuch: Jannis Alexander Kiefer, Theresa Weiniger
Regie: Jannis Alexander Kiefer

Genre: Komödie, Drama
FSK: 0
Länge: 96 Min.

Produktionsfirma:
Maze Pictures, Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf, RBB Brandenburg
Verleiher: Filmperlen

Filmstart in Dtl:
4. Juli 2024 (Filmfest München),
08. November 2024 (Filmfestival Cottbus),
10. April 2025 (Kinostart)

Bestandteil des 34. Filmfestival Cottbus
FestivalSektion: Spectrum


„In „Another German Tank Story“ prallen persönliche Träume und dörfliche Realitäten aufeinander: Die verschlafene Dorfgemeinschaft wird plötzlich mit der (vermeintlich) aufregenden Welt von Hollywood konfrontiert.“
Jannis Alexander Kiefer (Regie)

Ein Dorf an einem unbekannten Ort in Brandenburg fristet seine Unscheinbarkeit. Doch plötzlich scheint alles anders zu werden. Hollywood hat sich angekündigt, und möchte einen Film im verschlagenen Dörfchen drehen. Als zentrales Thema hat die Filmfabrik den Zweiten Weltkrieg gewählt. Doch werden sich ausnahmslos alle Bewohner des Dorfes begeistert zeigen?

Deutscher Film mal anders

In dieser Geschichte stellt die neue Dorfvorsteherin Susanne (Meike Droste) den zentralen Mittelpunkt des Geschehens. Mit ungebremstem Eifer möchte sie an ihre neue Aufgabe gehen und viel Gutes für die Bewohner des Dorfes tun. Das Filmteam hat sich erst hinter großen Mauern zum Filmdreh eingerichtet, da fällt im Ort auch schon der Strom aus. In unserer heutigen Zeit eigentlich undenkbar. Aber als kantige Überspitzung für den Film ist dieses Mittel genau richtig und zeigt uns Bewohner, die mit dieser Situation umgehen müssen. Egal, ob Privathaushalt, Gaststätte mit Pension oder kleine Einkaufsläden, alle haben mit Einschränkungen und ungekühlten Lebensmitteln zu tun. Das Einzelschicksal rückt so erst einmal in den Hintergrund. Ein solches Schicksal scheint zunächst Susanne zu sein, die sich jetzt damit auseinandersetzen muss, dass ein Panzer in ihrem Garten geparkt worden ist. Alte Gefühle von einst ereilen sie, als ihr Ex-Freund Bert in der Gegend aufkreuzt. Susannes Gefühle scheinen durcheinander geraten zu sein. Doch nach außen möchte sie die geradlinige Dorfvorsteherin geben und mit bestem Beispiel vorangehen. Lustig sind dabei auch die Telefonate, die sie dabei führt. Und es ist die Art und Weise, wie sie dies tut. Sie muss Vergangenheit und Gegenwart unter einen Hut bringen und zeigt uns interessante Facetten des Charakters, welchen Meike Droste ein tiefgründiges Profil verleiht.

Sie steht dem jüngeren Ensemble in Nichts nach. Monika Lennartz als Rosi. ©Filmperlen

An reichlich Erfahrung am Set mangelt es ebenfalls nicht. So erlebt man Monika Lennartz als rüstige Rosi, die allen Widerständen trotzt und den Alltag auf ganz eigene Weise bewältigt. Aufgrund ihres hohen Alters hat Rosi viel erlebt und musste auch den Zweiten Weltkrieg miterleben. Dass sie mit dem Filmdreh im Ort nichts zu tun haben möchte, liegt auf der Hand. Aber wenn man so viel Lebenserfahrung hat, dann hat man auch seine dunklen Geheimnisse. Hier ist die Frage: Möchte Rosi etwas aus alten Zeiten bewahren, oder möchte sie viel mehr etwas loswerden? Auf jeden Fall zeigt sie uns, dass man auch im hohen Alter noch Träume haben darf, auch wenn diese schwerer zu erreichen sind als früher. Doch was macht diese Figur aus? Welche Werte schätzt sie besonders? Möchte sie etwas weitergeben oder lieber lautlos verschwinden? Rosi erlebt ihren Alltag auf besondere Weise und dank Lennartz Schauspiel werden wir buchstäblich in die Gefühlswelt von Rosi hineingezogen. Und dank der großen Erfahrung der Schauspielerin erlebt man hier die Darstellerin der alten Schule. Lennartz wirkte in einigen DDR-Produktionen mit und war unter anderem in „Insel der Schwäne“ (1983) als Lehrerin Meinelt zu sehen.

Die besonderen Charaktere

Es gibt eine Vielzahl von Persönlichkeiten im Film, die ihre ganz eigene Geschichte erzählen und viel Charme in die jeweiligen Figuren bringen. Es sind Alltagssituationen, die mit dieser Geschichte einhergehen. Die Aspekte Träume, Hoffnungen und der Wunsch eines besseren Selbstwertgefühls geben diesen Charakteren nicht nur ein Profil mit Potenzial, sondern auch eine ausgeklügelte Erzählweise, welche die Persönlichkeiten im weiteren Verlauf des Films erst interessanter macht. Doch was fast schon zu Beginn zu erkennen ist, ist der Fakt, dass die Menschen von Erfolgslosigkeit geprägt sind. Zum einen ist da Bert, der zwar ein Journalist ist, aber selten bis nie Ruhm zu ernten scheint. Jetzt ist die Zeit gekommen, dies endlich zu ändern. Auch wenn er auf seine Art den Filmschaffenden auf den Geist fällt, so treibt es ihn gerade deshalb an, endlich die große Story zu schreiben. Aber wie er es umzusetzen versucht, ist einfach nur köstlich. Allein schon in dem Dialekt und die Art und Weise wie er kommuniziert, ist nicht nur komisch, sondern auch mächtig überspitzt.

Tobi ist ein junger Mann, der seine ganz eigenen Vorstellungen vom Leben hat. Doch wird er eine gesunde Mitte finden? ©Filmperlen

Doch es sind nicht nur die Überspitzungen, die diesen Film so sehenswert machen. Es sind auch die Schicksale, die den Persönlichkeiten zuteilwerden und gerade deswegen eine gewisse schöne Art von Charme ausleben, die uns gerne an diesen Film erinnern wird. Es wird uns auch der junge Tobi (Johannes Scheidweiler) gezeigt, der wenig Antrieb hat, etwas aus seinem Leben zu machen. Aber seine Mutter sorgt dafür, dass der Junge seine langen Haare bändigt und seinen ersten Job als Fahrer für Gäste antritt. Im weiteren Verlauf lässt er gerade dort ein Talent erkennen, welches rein nichts mit seiner Arbeit zu tun hat, aber rein von der Spontanität her sehr passend ist. Aber Moment! Tobi hat nicht mal einen Führerschein und hat auch sonst wenig mit Autos am Hut. Da kümmert er sich lieber um einen kleinen weißen Hasen, welcher sich in einem baufälligen Haus befindet. Sein Kamerad Wolf scheint es auch an einer sinnvollen Aufgabe zu fehlen. So passiert es, dass er sogar als Statist für den Hollywoodfilm infrage kommt. Natürlich lebt er diese Rolle im gesamten Alltag aus und scheint uns einen oberflächlichen Charakter zu zeigen. Doch in Wolf steckt so viel mehr. Und man wird am Ende erkennen, was er eigentlich möchte.

„Ich wollte diese deutlich überzeichnete Geschichte, die in meinen Augen einen märchenhaften Touch hat, in einer besonderen visuellen Gestaltung als einen Mikrokosmos präsentieren, der irgendwie realistisch, aber auch unmöglich ist – und ein bisschen witzig.“
Jannis Alexander Kiefer (Regie)

Dieses verschlagene Örtchen

Erinnert uns an die einstige Tristesse der DDR, die nicht in allen, aber so einigen Örtlichkeiten zu finden war. Zumindest dort, wo sich in einem gewissen Radius Fabriken befunden haben. Die Tristesse ist ein Faktor für etwas Trauriges oder auch Trübseliges. So sehen wir ein graues Dorf, in welchem wirklich die Zeit stehen geblieben sein könnte. Verfallene Häuser könnten sinnbildlich dafür stehen. Und die Infrastruktur im Gesamten ist anderen Orts sicher besser. Und wie dieser Fakt mit der Kamera eingefangen wird, ist mehr als bemerkenswert. Der Kameramann Adam Graf filmte nämlich mit statischem Aspekt und ließ seine Bilder ohne nennenswerte Bewegungen auskommen, was dem Film seinen gewissen Look gibt und den Anschein hat, der Film könnte wirklich in der ehemaligen DDR entstanden sein. Viel mehr stärkt es noch die Blickwinkel des Moments der Kontemplation (Betrachtung). Der Schnitt und die Montage von Kathrin Unger bestärken die Betrachtungsweise der Ereignisse um ein Vielfaches. Dass die Szenen im Dorf in fünf verschiedenen Orten in Brandenburg gedreht worden sind, sei hier mal am Rande erwähnt.

©Filmperlen

Es sind eben diese Stilmittel, welche man nur noch selten in der heutigen Filmlandschaft findet. Vieles wirkt oft gleich oder uninteressant. Doch mit diesem Film hier werden Grenzen überschritten, die aber stets tolerierbar bleiben. Das matte Lichtverhältnis und das Spiel mit Licht und Schatten geben nicht nur die Stimmung im Dorf wider, sondern sind auch in der Lage, die Charaktere tiefgründiger zu zeigen. Vielleicht kann man dies auch mit einer gewissen Endgültigkeit einhergehen lassen. Und dies wurde natürlich der späten DDR zuteil, die man hier sogar in vielen Szenen erahnen kann. Genaueres Hinsehen wird sich definitiv lohnen. Wenn man so will, erlebt man mit dieser Komödie etwas vom „Culture Clash“, was aber nicht komplett damit einhergeht, sondern viel mehr der zentralen Sache dient. Dies ist auch das Langfilmdebüt von Regisseur Jannis Alexander Kiefer, der darüber hinaus sogar schon einen Preis gewinnen konnte. Dabei handelt es sich um den Deutschen Nachwuchspreis »First Steps Award«.

Fazit: Mit „Another German Tank Story“ erlebt man stellenweise den Film im Film. Jedoch dient dies nur als Beiwerk und lässt den Figuren mehr Raum, sich zu entwickeln. Es ist auch ein Film der verpassten Chancen und vielleicht auch nie erreichbaren Möglichkeiten in einem abgelegenen Dorf, welches auch wenig Perspektiven für beruflichen Fortschritt zu bieten hat. Es sind viel mehr die Geschichten der Bewohner, die mit zunehmender Spieldauer zusammengeführt werden. Diese Komödie ist ein wenig grotesk, überspitzt, aber auch charmant, welche man nicht verpassen sollte. Denn sie hat viel zu erzählen. Man muss nur genauer hinschauen. Gute Unterhaltung!


Titelbild: ©Filmperlen

Lesenswerte Filmkritik von »Testkammer«

Quellen:

filmperlen.com
radioeins.de
filmz-mainz.de
maz-online.de


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