Originaltitel: Dune
Produktionsland: USA

Darsteller:
Timothée Chalamet: Paul Atreides, Rebecca Ferguson: Lady Jessica, Oscar Isaac: Duke Leto Atreides, Jason Momoa: Duncan Idaho, Dave Bautista: Glossu ‚Beast‘ Rabban, Josh Brolin: Gurney Halleck, Javier Bardem: Stilgar, Stellan Skarsgård: Baron Vladimir Harkonnen, Zendaya: Chani u.v.a.

Drehbuch: Jon Spaihts, Denis Villeneuve, Eric Roth
Novel: Frank Herbert

Regie: Denis Villeneuve

Genre: Action, Abenteuer, Sci-Fi
FSK: 12
Länge: 155 Min.

Produktionsfirma: Warner Bros., Villeneuve Films, Legendary Entertainment
Verleiher: Warner Bros.

Filmstart in den USA: 7. Oktober 2021
Filmstart in Dtl.: 16. September 2021


Ein großer Mann sucht nicht nach der Führung – er wird berufen.
A great man doesn’t seek to lead – he’s called to it.

Zitat aus dem Film

Wir befinden uns in einer fernen Zukunft der Menschen und im Jahr 10191. Im zentralen Geschehen steht der Wüstenplanet Arrakis (Dune), welcher von Herzog Leto Atreides verwaltet wird. Hier befindet sich die Quelle der Substanz „Spice“, auch Melange genannt, die im gewissen Sinne eine Droge ist und dafür sorgen kann, nicht nur das menschliche Leben zu verlängern, sondern auch übermenschliche Gedankengänge verleiht und die leichtere Navigation durch das Universum ermöglicht.

Hat einen langen und beschwerlichen Weg vor sich: Timothée Chalamet als Paul Atreides. ©Warner Bros. Pictures Germany

Das Szenenbild, welches eine Vielzahl von Gemälden sein könnte

Die Familie Atreides bestehend aus Lady Jessica, Duke Leto und Tronfolger Paul, die in Caladan lebt, bricht schon bald auf, um über den Abbau des Spice zu wachen, welcher ein sehr gefährliches Unterfangen ist. Denn unter dem Sand lauern die großen Sandwürmer, die alles verschlingen, was in ihre Nähe kommt. Dort anzutreffen wird man auch die Fremen, die Eingeborene von Arrakis sind. um sie herum sieht man Landschaften und Planeten, die nur so vor atemberaubenen Szenenbildern strotzen. Besonders in der Anfangsphase des Films bekommt man Bilder serviert, die man sich tatsächlich auf Fotoleinwand ziehen kann, um sie anschließend ins eigene Wohnzimmer zu hängen. Mich würde es nicht überraschen, wenn es einige Cineasten tun würden. Aber um die tollen Bilder herum findet man noch so viel mehr. Explizit spiele ich dabei auf die Stille und Leere an, die uns auf eine ganz bestimmte Art und Weise während des Films begleitet. In David Lynch’s Dune (1984) wird man nur so von Informationen erschlagen, was einen Film sehr träge machen kann. Schön, dass Villeneuve nicht diesen Weg ging und sein Epos lieber mit Expositionen angereichert hat, die nur so am Rande auftauchen und wichtige Informationen geben.

Letzteres bekommt man auch von Paul (Timotheé Chalamet), der von Träumen heimgesucht wird, die keine gute Zukunft vorauszusagen scheinen. In kurzen aber prägnanten Szenen wird man in Kenntnis gesetzt, dass dies Unheil bedeuten könnte. Aber die jeweiligen Szenen sind so dezent geschnitten, dass man länger im Ungewissen bleibt und stattdessen der Handlung in der Gegenwart verfolgt. Und eben solche bietet sehr viel mehr auf. So möchte Paul sofort mit nach Arrakis reisen, um scheinbar zu verhindern, dass einem engen Verbündeten etwas zustößt. Es ist die Angst und innerliche Zerrissenheit, die Paul begleitet. Er macht streckenweise einen fragilen und verletzlichen Eindruck, welcher einem zukünftigen Tronfolger eigentlich nicht zuteil sein sollte. Es ist aber auch diese Entschlossenheit, die Paul antreibt. Und dank Chalamets eindruckvolles Schauspiel nimmt man ihm dies über diese gesamte Spieldauer ab. Seine Mutter Lady Jessica wird von Rebecca Ferguson verkörpert und zeigt was für eine Rolle die Frauen im intergalaktischen Machtgefüge einzunehmen haben. Um Paul herum herschen Ausbeutung, Verlogenheit und die Gier nach Macht. Egal ob es dabei über Leichen geht oder nicht, die Herrschaft über wichtige Ressourcen ist ein sehr wichtiger Bestandteil, um Untertanen oder auch andere Regierungen in Schach zu halten. Die gesamte Darstellerriege ist brillant und bekommt die Zeit sich zu entwickeln. Einziger Kritikpunkt meinerseits ist dabei, dass man nicht so sehr viel von den Antagonisten sieht, sondern eben solche mehr im Hintergrund handeln. Dennoch sind ihre Beweggründe nachvollziehbar, die durchaus in späteren Filmen ausgebaut werden könnten. Auch wenn sie nur wenige Szenen im Film haben, hinterlassen sie doch einen mehr als einprägsamen Eindruck und machen so Lust auf mehr.

Man könnte viele Szenenbilder der Landschaften anhalten und ein Gemälde davon anfertigen. ©Warner Bros. Pictures Germany

Dunkle Atmosphäre mit kulturrellen Klängen

Man sollte sich nicht von den schönen Bildern täuschen lassen. denn sie tragen eine dunkle Atmospäre in sich, die sich jederzeit entfalten könnte. Eben dies geschieht in Form des Scores, für welchen sich Hans Zimmer verantwortlich zeigte. Wir kennen seine Klänge u.a. aus Inception (2010) oder auch der Dark-Knight-Trilogie, die wir auf ewig im Gedächtnis haben werden, weil sie stets etwas Prägnantes in sich trugen. Doch dieses Mal hebt sich Zimmer deutlich ab und verschachtelt seine bombastischen Klänge in eine andere Richtung der Innovativität, um ein Gefühl der fremden Kulturen zu vermitteln. Man verspürt Töne, die eine Inspiration aus dem Arabischen und dem Islam sein könnte. Man wird dadurch nicht nur völlig in die Materie gezogen, sondern verspürt ein Klangerlebnis, welches genau in die Welten von Dune passt und uns auf eine Reise mitnimmt, die uns nicht mehr loslassen wird. Wenn wir ehrlich sind, haben wir es hier mit einer sehr komplizierten Buchvorlage zu tun, die bei der Erscheinung im Jahr 1965 als unverfilmbar galt. Doch Ende der 1970er Jahre sollte sich Ridley Scott dem Stoff annehmen und umsetzen. Doch der Vorbereitungsprozess dauerte dem Regisseur zu lange an und er wandte sich seinem Projekt Blade Runner (1982) zu. Letztendlich war es war es David Lynch, der seine Visionen zu Dune im Jahr 1984 umsetzen konnte. Abgesehen von der visuellen Umsetzungen und den Kostümen war der Film ein Flop, da er den Fehler machte ein komplexes Buch in einem 137 minütigen Spielfilm zu quetschen.

Villeneuve machte diesen Fehler nicht und nahm sich Andrés Muschiettis IT (2017) als Vorbild, indem er nur die erste Hälfte des Romans verfilmte. Und er tat gut daran und schaffte es gleichzeitig Spannung aufzubauen und darüber hinaus die perfekte Balance zwischen Poesie und Bildgewalt zu gestalten. Im Trailer vermutet man, dass es im Film selbst häufig krachen wird. Dies hat sich aber nicht bestätigt und man bekommt stattdessen ein detailverliebtes und spirituelles Epos geboten, welches im übrigen auch choreographierte Kämpfe zu bieten hat. Aber auch das Produktionsdesign kann sich besonders im Bezug auf Filmbauten und Requisiten sehen lassen. Nicht nur der Palast der Atreides erstrahlt in einer überzeugenden Bildgewalt, sondern auch die vielen kleineren Dinge wie der aufgewirbelte Sand, welcher in den Händen der Protagonisten nicht nur glitzert, sondern auch irisiert. Eben solcher enthält die Kristalle, die auch das Halluzinogen Spice in sich tragen.

Stellan Skarsgård als Baron Vladimir Harkonnen sieht nicht nur böse aus, sondern trägt dies auch nach außen. ©Warner Bros. Pictures Germany

Der besondere Blickwinkel und die Tragweite des visuellen Eindrucks

Wer mich als Filmkritiker kennt, wird wissen, dass ich bei solchen Filmen die Kameraarbeit nicht außer acht lassen kann. Ganz besonders dann nicht, wenn so erfahrene wie auch bekannte Kameramänner wie Greig Fraser (Maria Magdalena) am Werk sind. Bereits im Thriller Zero Dark Thirty (2012) konnte er gewaltige Bilder auf die Leinwand zaubern. Aber auch im Genre Sci-Fi machte er sich schon bald einen Namen und lieferte galaktische Bilder für Star Wars: Rogue One (2016). Das Vertrauen schien groß zu sein. Und so übernahm er auch die Kameraarbeit bei drei Folgen von The Mandalorian (2019). Darüber hinaus erhielt er für eine Folge den Primetime Emmy und wird uns sicher auch in Zukunft tolle Kamerabilder auf die Leinwand zaubern. Definitiv wird dies auch bei The Batman (2022) der Fall sein.

Aber nun zurück zu Dune. Eigentlich habe ich schon fast zu Beginn dieser Filmkritik über die tollen Bilder geschwärmt. Zu erwähnen sei auch, dass die Vogelperspektiven nicht nur toll aussehen, sondern die Dramaturgie perfekt einfangen. Ein Fluggleiter kann auf einer Plattform nicht landen, weil ein Greifarm nicht intakt ist. Dass die nächsten Momente dieser Szene entscheidend sein werden, fängt Fraser akkurat mit seiner Arbeit ein und verfolgt das Geschehen aus nächster Nähe. Auch noch so simple Kamerafahrten im Weltraum bekommen diesen ganz speziellen Touch, weil einfach der Moment stimmt und nur wenige Sekunden andauert. Im Gedächtnis bleiben diese Bilder trotzdem, auch wenn sie nicht unbedingt für den weiteren Verlauf von Bedeutung sind, aber dank ihrer farblichen Pracht beeindruckend sind. Aber auch die Architektur kommt nicht zu kurz und ist auf den verschiedenen Planeten stilprägend. Hierbei entstehen auch viele Kontraste, die auch dazu dienen, die Tragweite des Gesamtbildes zu erhöhen.

Fazit: Lange mussten wir auf eine würdige Umsetzung warten. Denis Villeneuve hat es nach 56 Jahren geschafft. Seine Version des Stoffes ist nicht nur stringent erzählt, sondern platziert die Charaktere so, dass sie auch bei den kleinsten Nebenrollen interessant erscheinen. Man gibt den Figuren etwas zu tun, was den Schauspielern mehr als gerecht wird. Allen voran Timothée Chalamet, Rebecca Ferguson und Oscar Isaac. Ihre Charaktere stehen im Zentrum der Geschichte und lassen uns in ihre Welt eintauchen und mitfühlen. Nicht nur das Produktionsdesign erstrahlt in voller Pracht, sondern auch deren kleine Feinheiten. Hans Zimmer sorgt für einen sehr speziellen und experimentellen Score und ist mit den visuellen Aspekten in Einklang. Auch verschiedene Religionen und menschliche Befindlichkeiten haben ihren Platz im Film und setzen durchaus Nuancen und stehen für eine explizite Aufarbeitung des Stoffes. Die Figuren haben Zeit sich zu entwickeln und wir können sie in aller Ruhe kennenlernen. Ein stimmiges Gesamtbild, welches als majestätisch und brachial zu bezeichnen ist und stets die Balance dazwischen schafft.


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Bildquelle Titelbild: ©Warner Bros. Pictures Germany


Lesenswerte Kritiken meiner Bloggerkollegen

wessels-filmkritik.com


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9 Gedanken zu “Dune [2021] – Eine Quíntessenz nach der Zweitsichtung

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