Viele Jahre sind bereits ins Land gegangen. Aber die deutschen Zuschauer kamen noch nicht in den Genuss einen abendfüllenden Film über das berühmte Schiff zu erleben. Schließlich war der Stummfilm „In Nacht und Eis“ (1912) nur 35 Minuten lang. Für damalige Verhältnisse war das aber erstaunlich lang. Zwar war „Atlantik“ (1929) 114 Minuten lang, jedoch aber kein Film über die Titanic, sondern nur eine Thematik die an das Schiffsunglück angelehnt war.
1948 bis 1982 – Debüt in Hollywood, Gewinn des Golden Globes und Verfilmung eines Bestseller-Romans
1948, das Jahr in dem der 2. Weltkrieg gerade einmal drei Jahre vorbei war, hatten die Menschen mit Sicherheit keine Lust Katastrophenfilme zu sehen. Schließlich haben sie einen Untergang am eigenen Leib erfahren. Zumindest was die deusche Bevölkerung betraf. Gehen wir nun noch einmal fünf Jahre zurück und stellen fest, das Propagandaminister Joseph Goebbels von einer ,,Untergangsstimmung“ ausgegangen war und so den Film für den deutschen Raum nicht freigab. Schließlich hätte die Bevölkerung einen Untergang im Deutschen Reich assoziieren können. Erst am 7. Feb. 1950 gab es den Film in einer gekürzten Fassung in den westdeutschen Kinos zu sehen. In der DDR erst am 8. April 1950. Fünf Jahre später erging die endgültige Freigabe des Films durch die FSK, weil die BRD ihre Souveränität wiedererlangt hatte. Dort galt aber weiterhin nur die gekürzte Fassung, also die Szenen mit der Gerichtsverhandlung nach dem Untergang des Schiffes. Im Osten der Republik war die besagte Szene enthalten.

Nun schrieb man das Jahr 1952, wo sich Hollywood dem Thema Titanic annahm. Jean Negulesco besetzte seinen Film mit bekannten Darstellern wie Clifton Webb, Barbara Stanwyck oder Robert Wagner. Letzterer spielte in den späten 1970er Jahren in der US-Serie Hart aber herzlich eine Hauptrolle. Auch der Nebendarsteller Richard Basehart, der den betrunkenen Passagier George Healey mimt, wurde kurz vor seinem Ableben im Jahre 1984 noch mal einem größeren TV-Publikum bekannt. In der Pilotfolge von Knight Rider (1982) spielte er Wilton Knight und sprach den Text im Theme Song.
Jedoch stand für Negulesco nicht der Untergang, sondern die Eheprobleme der fiktiven Familie Sturges im Vordergrund. Die Premiere fand am 11. April 1953 in den USA statt. Schon 1940 sollte dieser Streifen von Alfred Hitchcock umgesetzt werden. Jedoch lehnte der ab, weil er keine Filme machen wollte, wo der Ausgang voraussehbar war. Stattdessen gab es bei den Academy Awards 1954 eine Nominierung in der Kategorie Bestes Szenenbild. Schließlich gewann er einen Oscar für das Beste Originaldrehbuch.

Ein Sachbuch erschien 1955. Es trug den Titel: A Night To Remember (dt. Die Titanic-Katastrophe) und wurde von Walter Lord geschrieben. Mit diesem Werk erschuf Lord einen Tatsachenbericht, der sich eindringlich mit den letzten Stunden der Titanic beschäftigte. Als Grundlage dafür hatte er mehr als 60 Personen befragt, die das Unglück überlebt haben. Es wurde zum Bestseller und Regisseur Roy Ward Baker daraufhin aufmerksam und nahm das Buch als Grundlage für seinen neuen Film, weil er eine möglichst authentische Nacherzählung der Ereignisse realisieren wollte. Die Geschehnisse werden aus Sicht des Zweiten Offiziers Charles Lightoller (Kenneth Moore) geschildert, der zum Helden stilisiert wird. Dies entspricht aber nicht historischen Tatsachen. Es bleibt aber damit der einzige Fakt im Film, der so nicht stimmt. Gedreht wurde in England und Schottland. Wahrlich spielte auch ein echter Schotte in einer kleineren Rolle mit. Ein Matrose der Titanic wurde von keinem geringeren als 007-Star Sean Connery dargestellt. Auch Q-Darsteller Desmond Wilkinson Llewelyn war als Steerage Gate Matrose zu sehen. Und der spätere Catweazle-Star schlüpfte in die Rolle eines Funkers auf dem Dampfer Californian. Mit Bernard Fox war sogar ein Schauspieler dabei, der in zwei Titanic Filmen mitgewirkt hat. Hier mimte er den Ausguck Frederic Fleet. Wo er noch dabei war, erwähne ich im nächsten Artikel. In mehreren Szenen wurden Aufnahmen aus Titanic (1943) eingeschnitten. Wegen seiner historischen Genauigkeit zählt Die letzte Nacht der Titanic zu den sehenswertesten Titanic-Filmen. Nicht umsonst gab es 1959 den Golden Globe als Bestes Filmdrama.

Musikalisch wurde es 1960. The Unsinkable Molly Brown (Die unsinkbare Molly Brown) fand eine Umsetzung durch Richard Morris als Musical. 1964 kam dann Goldgräber-Molly auf die große Kinoleinwand. Die Biografie erhielt ein Jahr darauf mehrere Oscar-Nominierungen. U.a. für die Beste weibliche Hauptrolle, Bestes Szenenbild, Beste Kamera, Bestes Kostümdesign, Beste Filmmusik und Bester Ton. Den Golden Globe als Bester Nachwuchsdarsteller erhielt Harve Presnell. Auch die Hauptdarstellerin Debbie Reynolds konnte in der Titelrolle begeistern. Sie war die Mutter von Star Wars-Star Carrie Fisher. Molly Brown war eine Passagierin der 1. Klasse auf der Titanic. Zu dieser Zeit war sie sowas wie neureich. Sie zeichnete sich durch ihren unbändigen Willen nicht aufzugeben aus. Bereits vor dem Untergang kämpfte sie für das Frauenwahlrecht. Während und nach dem Untergang bzw. am Morgen danach kümmerte sie sich um die Schiffbrüchigen an Bord der „Carpathia“. Später organisierte sie einen Hilfsfonds für die Passagiere der „dritten Klasse“.

Doch 1963 sollte etwas abseits der Popkultur der Titanic geschehen. Am 7. Juli jenen Jahres gründete der spätere Historiker Edward Kamuda gemeinsam mit fünf anderen Personen die Titanic Historical Society in seinem Haus in Indian Orchard. Mit der Zeit stieg die Mitgliederzahl der Gesellschaft enorm an und wurde weltweit zu eines der führenden Zentren für die Erforschung der Titanic sowie ihrer Passagiere und Besatzungsmitglieder. Bis zu seinem Tod im Jahr 2014 widmete er sich der Bewahrung des Erbes der Titanic. Er interessierte sich bereits in seiner Jugend für die Titanic-Katastrophe. Sein Vater war Besitzer eines Kinos und so konnte Edward dort aushelfen. 1953 lief der Film aus dem Hause 20th Century Fox an und Edwards Begeisterung für das Schiff hatte seinen Anfang genommen. Fünf Jahre später kam A Night to Remember in die Kinos und er erhielt ein Werbepaket mit einer Kontaktliste der Überlebenden. Von da an begann er intensiv ihre Briefe mit Berichten aus der ersten Person und anderen gespendeten Erinnerungsstücken zu sammeln. Kamuda und weitere Mitglieder der Gesellschaft durften für James Camerons Titanic (1997) als Berater fungieren. Explizit half er bei den historischen Details des Sets und der Geschichte. Als Dank besetzte Cameron Kamuda und deren Frau Karen, die Vizepräsidentin der Gesellschaft, als Statisten im Film. Und er wertschätzte das Paar noch mehr, als er kurz vor dem Dreh der Szenen sagte: „Wegen dieser beiden Leute sind wir heute hier.“
Die TV-Zuschauer kamen ebenfalls in Genuss die Titanic in kleinen Neuauflagen zu bewundern. So geschehen in der Sci-Fi Serie The Time Tunnel (1966-1967). Gleich in der Pilotfolge ging es um das berühmte Schiff. In einem teuren Projekt geht es darum den Time Tunnel fertigzustellen, der es möglich macht in die Vergangenheit und Zukunft zu reisen. Die Finanzierung des Projekts soll vom Kongress gekürzt werden. Da beschließt der Wissenschaftler Tony Newman den Apparat zu benutzen, um doch noch die nötigen Gelder abzusichern. Er landet im Jahr 1912 auf der Titanic. Schon bald wird klar, es gibt keine Möglichkeit in die Gegenwart zurückzukehren. Wird es einen Ausweg für Tony geben?…

1979 wurde dann mal wieder ein Spielfilm realisiert. Der wurde zu größten Teilen in England gedreht, wobei William Hale die Regie für S.O.S. Titanic übernommen hatte. Dabei gab es drei parallele Handlungsstränge, die jeweils in der 1., 2, und 3. Klasse spielen. Technisch gesehen ist der Film keine große Kunst. Dafür kommen die historischen Fakten besser zum Ausdruck. Dafür wurden Darsteller aufgeboten, die damals Rang und Namen hatten. U.a. spielte David Janssen den reichen Magnaten John Jacob Astor. Janssen spielte in den 1960er Jahren die Hauprolle in der TV-Serie Auf der Flucht. Auch David Warner, der später in James Camerons Titanic (1997) eine größere Rolle spielte, ist hier als Lehrer Lawrence Beesley zu sehen. Den Präsidenten der White-Star-Line, Bruce Ismay, spielte Ian Holm, den wir als alten Hobbit aus der Hobbit-Trilogie von Peter Jackson kennen. Auch die Oscarpreisträgerin Helen Mirren ist hier als Kindermädchen zu sehen. Bei den Emmy-Awards 1980 wurde der Film mit einer Nominierung für den Besten Schnitt gewürdigt.

Ein Jahr später kam Raise the Titanic (Hebt die Titanic) in die Kinos. Der Roman von Clive Cussler war ein Bestseller. Die Regie übernahm Jerry Jameson. Dort wird im Kalten Krieg ein Mineral gesucht, was sich in der gesunkenen Titanic befinden soll. Die Amerikaner als auch die Russen wollen das Mineral für sich gewinnen. Wer von den beiden Mächten wird schneller sein? Der Film war ein großer Flop und wurde damit nicht dem Bestseller von 1976 gerecht. Daran konnten auch die Darsteller Jason Roberts, David Selby, Richard Jordan oder Alec Guiness nichts ändern.
Und hier endet der zweite Teil des Specials über die Titanic im Film. Beleuchtet wurde die erste Umsetzung Hollywoods, als auch britische Filme, die aus einem Bestseller entsprangen. Im letzten Teil geht es dann um die Entwicklung von den 1980er Jahren bis in die Gegenwart. Und ist James Camerons Titanic bis heute das „One and only“?
Quellen:
https://de.wikipedia.org
slouching.tv
amazon.de
saarbruecker-zeitung.de
https://titanicbuchautor.jimdo.com/
englische Wikipedia
www.titanichistoricalsociety.com
Vielen Dank, dass ihr meinen Artikel gelesen habt. Lasst doch gerne ein Like da, wenn es euch gefallen hat. Ihr habt einen Gedanken zum Text oder Film? Dann postet es mir gerne unten in die Kommentare. Ansonsten ließt man sich im nächsten Artikel. Bis bald…