Originaltitel: Yesterday
Produktionsland: Vereinigtes Königreich
Regie: Danny Boyle
Drehbuch: Richard Curtis
Produktion: Tim Bevan, Eric Fellner, Bernard Bellew, Matthew James Wilkinson, Richard Curtis, Danny Boyle
Ausführende Produktion: Nick Angel, Lee Brazier, Liza Chasin
Darsteller: Lily James: Ellie, Himesh Patel: Jack, Kate McKinnon: Debra, Ed Sheeran (er selbst), Joel Fry: Rocky
Genre: Komödie, Musik, Abenteuer
FSK: 0
Länge: 117 Min.
Produktionsfirma: Decibel Films
Verleiher: Universal Pictures International Germany GmbH
Filmstart (USA): 4. Mai 2019
Filmstart (Dtl.): 11. Juli 2019
Jack (Himesh Patel) hat es nicht gerade leicht. Sein Chef im Supermarkt ist alles andere als freundlich zu ihm. Da hält sich die Motivation stark in Grenzen. Eben solche kann er besser als Singer-Songwriter entfachen. Doch leider will sich der Erfolg mit der Musik nicht so richtig einstellen. Doch eines Nachts wird er von einem Bus angefahren und der Strom fällt weltweit für einige Sekunden aus…
Story auf Hauptfigur aufgebaut
Und damit kennt sich Danny Boyle bestens aus. Man erinnere sich nur an den prämierten Film Slumdog Millionär (2008), wo seine Figur Jamal einer Bestimmung folgte. Jamal kam aus ärmlichen Verhältnissen und war dazu geneigt etwas aus seinem Leben zu machen. In Yesterday kommt Jack zwar nicht aus ärmlichen, aber bescheidenen Verhältnissen. Er lebt in einer verschlafenen Gegend an der Küste Englands und möchte es endlich zu etwas bringen. Tatkräftig unterstützt wird er dabei von seiner Jugendfreundin Ellie (Lily James), die sowohl charmante Züge als auch einen geerdeten Charakter besitzt. Diese Rolle ist sowas wie ein Ruhepol und wird einiges an Sympathiepunkte gewinnen. Dazu treibt sie die etwas verrückte, aber schöne Story voran. Definitv ist es mal etwas anderes, gute Musik aus 20. Jahrhundert so zu erleben.
Nach dem weltweiten Stromausfall scheint zunächst alles wie immer zu sein. Als Jack aus dem Krankenhaus entlassen wurde, begann er sich zu erholen und spielte wieder leidenschaftlich seine Musik. Die Betonung liegt hier (wohl) auf „seine“. Er singt begleitend zu seiner Gitarre den Welthit ,,Yesterday“, den eigentlich jeder kennen sollte. Doch seine Freunde haben keine Ahnung, wer eigentlich The Beatles sind bzw. waren. Jack ist fast außer sich und stellt Recherchen an, woran es liegen kann, dass kein Mensch die Beatles kennt. Nun nimmt die Geschichte so richtig Fahrt auf und nimmt den Zuschauer auf ein wildes Abenteuer mit, welches Drehbuchautor Richard Curtis inszenierte.
Curtis gab zu den Anfängen der Produktion Auskunft, was als Zitat im Presseheft des Studios nachzulesen ist:
„Einer unserer Produzenten erzählte mir von Jack Barths Idee“, erinnert sich Curtis. „Die Geschichte handelte von einem Musiker, der sich als einziger Mensch auf der Welt an die Beatles erinnern kann. Ich fand die Idee großartig und habe sofort gesagt, dass ich gerne selbst das Drehbuch schreiben möchte. Ich habe ein Script für einen Film aufgesetzt, der auf dieser ebenso einfachen wie brillanten Idee basiert. Die ganz und gar außergewöhnliche Grundidee stammt also von Jack, während das Drehbuch und die Geschichte auf mein Konto gehen.“
Curtis ist ein Meister seines Fachs. Schließlich war die Komödie Vier Hochzeiten und ein Todesfall (1994) für einen Oscar in der Kategorie Beses Drehbuch nominiert. Curtis lässst seine Figur auf den Weg zum vermeintlichen Erfolg leiden, die sowohl den eigenen Weg als auch die Beziehung mit seiner besten Freundin hinterfragt. Wir sahen bisher u.a. die Musik-Biografien Bohemian Rhapsody (2018) oder Rocketman (2019), die sich strikter an die Ereignisse der jeweiligen Titelhelden orientieren. Yesterday geht in der Hinsicht zwar einen gewagten, aber interessanten Weg uns die Beatles näherzubringen. Einzig die Figur des Rocky (Joel Fry) wirkt dabei störend, da dieser Charakter aufdringlich wirkt und nicht wirklich in die Geschichte passt. Anders sieht es da bei Ed Sheeran aus, der mit einer erfrischenden Art sich selbst spielt. Ein Highlight, was dem Film eine gewisse Lockerheit und Abwechslung bringt.

Schönes Repertoire an Beatles-Songs
Okay, man wird hier nicht jeden Zuschauer zufriedenstellen können. Die einen werden sagen, dass bestimmte Songs fehlen. Andere wiederum sind der Meinung, dass es eine perfekte Songauswahl ist. Fakt ist, dass nicht jeder Song in einem Film gespielt werden kann. Es würde jeglichen Rahmen sprengen oder die Lizenz zu verschiedenen Songs ist vielleicht nicht vorhanden. Schlichtweg ist es die perfekte Mischung, die so einen Film ausmacht.
Aber auch für die Filmemacher selbst, war es kein leichtes Unterfangen die Songs für den Film auszuwählen, was auch das nächste Zitat aus dem Presseheft zeigt:
„Wir haben versucht, alle musikalischen Aspekte der Beatles abzudecken. Wir haben rockige Songs, romantische Songs und introvertiertere Songs“, so Curtis. „Ich hatte ein sonderbares Verhältnis zu den Liedern, als ich das Script geschrieben habe. „Ich habe mich bemüht, die Stücke nicht zu oft zu hören, weil ich gedanklich immer bei Jack und bei der Frage war, an welche er sich wohl erinnern würde. Danny hat Himesh irgendwann gebeten, alle Beatles-Songs aufzuschreiben, die ihm einfallen. Das war gar nicht so einfach. Man muss alles Album für Album durchgehen.“
Es sei erwähnt, dass Himesh Patel die Songs selbst sang und in der Lage war den Stücken eine gewisse Tiefe und Eigenkreation zu verleihen. Geht es bei „Something“, so wie im Original noch recht ruhig zu, sieht und hört man bei „Let It Be“, dass man das tiefgründige Stück auch mit witzigen Aspekten versehen kann. So versucht er selbstbegleitend am Klavier den Klassiker vorzutragen, wird aber dabei ständig von seiner Familie oder der Klingel von draußen unterbrochen. Tragisch und laut wird es hingegen bei „Help!“, welches Live auf dem Royal Pier Hotel vorgetragen wurde. Man hört die spürbare Verzweiflung von Jack heraus, die in den letzten Strophen ihren Höhepunkt finden.
„Durch diese Musik haben sich die Menschen neu erfunden und sich instinktiv für Kunst, Liebe und Poesie entschieden“, so Boyle. „Pop-Musik war damals in der Lage, vor allem bei Teenagern eine ungeheure Kraft in Bewegung zu setzen. Die Menschen entschieden sich für das Leben – und das alles dank dieser vier Jungs aus Liverpool.“
Fazit: Danny Boyle und sein Team haben eine wunderbare Idee in die Tat umgesetzt. Quasi eine Gechichte, wie man The Beatles anders kennenlernen kann. Eine ganz große Hommage auf die Popkultur des 20. Jahrhunderts. Dem Film gelingt es, das Phänomen „Fab-Four“ auch 49 Jahre nach der Trennung der Band aufrechtzuerhalten. Es ist nicht nur ein Streifzug durch weltbekannte Songs, sondern auch eine Neuinterpretation des Hauptdarstellers, die wohlwollend bei den Zuschauern aufgenommen wird. Dennoch gibt es ein kleines Manko, welches im Finale einsetzt, als der Film stellenweise etwas aufgesetzt wirkt. Auch der Charakter Rocky passt hier nicht wirklich rein und wirkte im ganzen Geschehen deplatziert. Wer aber darüber hinwegsehen kann, wird einen Musikfilm erleben, der mal so erfrischend anders ist.
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Vielen Dank, dass ihr meinen Artikel gelesen habt. Lasst doch gerne ein Like da, wenn es euch gefallen hat. Ihr habt einen Gedanken zum Text oder Film? Dann postet es mir gerne unten in die Kommentare. Ansonsten ließt man sich im nächsten Artikel. Bis bald…
Eine schöne Filmkritik. Mochte den Film sehr auch wenn die Love Story nicht hätte sein müssen 😀
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Vielen Dank für die Blumen. Ganz ohne Love Story scheinen die Macher nicht mehr auszukommen. 😉
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