Deutscher Titel: Operation Walküre – Das Stauffenberg-Attentat
Produktionsland: USA

Darsteller:
Tom Cruise: Oberst Claus von Stauffenberg, Carice van Houten: Nina von Stauffenberg, Bill Nighy: General d. Inf. Friedrich Olbricht, Kenneth Branagh: Generalmajor Henning von Treskow, Tom Wilkinson: Generaloberst Friedrich Fromm, Thomas Kretschmann: Major Otto Ernst Remer, Christian Berkel: Oberst Albrecht Mertz von Quirnheim
u.v.a.

Drehbuch: Christopher McQuarrie. Nathan Alexander
Regie: Bryan Singer

Genre: Drama, Geschichte
FSK: 12
Länge: 121 Min.

Produktionsfirma: Metro-Goldwyn-Mayer, United Artists
Verleiher: Capelight Pictures

Filmstart in den USA: 25. Dezember 2008
Filmstart in Dtl.: 22. Januar 2009


„Ihr trugt die Schande nicht, Ihr wehrtet Euch, Ihr gabt das große ewig wache Zeichen der Umkehr, opfernd Euer heißes Leben für Freiheit, Recht und Ehre.“
– Inschrift des Ehrenmals an der Gedenkstätte Deutscher Widerstand in Berlin

Ein zunächst treuer Oberst für das Vaterland Deutschland und zu Hitler wird schwer verwundet und denkt nun über den Sinn der treuen Ergebenheit nach. Für ihn wurden nun seitens des Dritten Reichs Grenzen überschritten, die von nun an keine größeren Ausmaße mit sich bringen sollen. Dafür gibt es für Stauffenberg nur einen Weg: Adolf Hitler muss beseitigt werden, um Deutschland zu retten und eine politische Wendung herbeizuführen.

Kamera und Sound stellen zu Beginn die Grundlage für Spannung und Dramatik dar

Tunesien im März/April 1943: Der 1. Generalstabsoffizier Claus Stauffenberg gehört der 10. Panzer-Division und führt währenddessen sein Tagebuch, wo es auch um die Deutschlandfrage geht. Etwas später werden sie in der tunesischen Wüste von alliierten Luftangriffen heimgesucht. Daraufhin wird Stauffenberg schwer verletzt und in ein Spital nach Deutschland gebracht. Nun sehen wir einen Mann, der eine Hand komplett verloren hat und an der anderen Hand nur noch über drei Finger verfügt. Darüber hinaus hat er ein Auge verloren. Zu einem etwas früheren Zeitpunkt gibt es an der deutschen Ostfront in Smolensk ein Treffen mit dem Führer in einem Waldlager. Ranghohe Offiziere speisen mit Hitler. Während dieser Szenen spürt man die Anspannung bei den Offizieren deutlich. Und es ist die Kunst der Nahaufnahmen, die uns durch den Kameramann Newton Thomas Siegel, der schon bei X-Men (2000) oder Superman Returns (2006) mit B. Singer gearbeitet hatte, vermittelt werden.

Stets und überall ist mit Angriffen der Alliierten zu rechnen: Stauffenberg und General Wolfgang Fischer. ©Twentieth Century Fox of Germany GmbH

Inmitten der Offiziere befindet sich auch Henning von Tresckow (Kenneth Branagh), der längst mit seinen Mitverschwörern ein Attentat auf Hitler plant. Ein größeres Päckchen Wein, worin sich eine Bombe befindet, wird dem Führer in seinem Flugzeug mit auf dem Weg gegeben. Doch wie die Geschichte besagt, klappte dies nicht und ist in der Schilderung genau wie die Tunesien-Szenen wirklich passiert. Allerdings gibt es bei dem Weinpaket Abweichungen. Statt Flaschen kamen britische Minen, die abgerundet waren, zum Einsatz. Demnach sahen sie nur so aus wie Weinflaschen. Und im Film übergibt Tresckow das Paket an Brandt. In Wirklichkeit übergab dies aber Schlabrendorff. Was aber besonders interessant ist, ist der Fakt, dass schon in den ersten 10 bis 15 Minuten viel passiert, was mit dem donnernden Score von John Ottman unterlegt ist. Selbst wenn es zu an sich eher ruhigen Szenen kommt, fühlt man stets eine Art Unbehagen. Wer dafür auf der Blu-ray auf Englisch DTS-Master HD stellt, wird in den Vollgenuss der Musik und der detailreichen Details im Sound kommen.

Charakterzeichnungen unterschiedlich angewandt

Aber damit nicht genug. Auch die Charaktäre geben uns Einblicke in ihr jeweiliges Charakteristikum. So auch Generaloberst Friedrich Fromm (Tom Wilkinson), der uns schon zu Beginn des Blockbusters seine tiefsitzende Niedertracht und übertriebene Selbstüberzeugung spüren lässt. Dabei beachte man die Szenen, wenn ihm General d. Inf. Friedrich Olbricht (Bill Nighy) gegenübersitzt. Ebensolcher ist sichtlich nervös und Nighy stattet seine Figur mit der erforderlichen Bandbreite seines menschlichen Tuns aus. Man erinnere sich, als Nighy in Love Actually (2003) eine völlig gegenteilige Rolle spielte.

Stauffenberg ist alles andere als nervös und möchte seinen Plan akkurat durchführen, was durchaus authentisch von Tom Cruise rübergebracht wird. Er soll der Held sein, der alles ändert und so sein Vaterland von Leid und Tod befreien soll. Doch der Mensch Stauffenberg hatte wie jeder andere Mensch seine Fehler, was hier leider etwas außer Acht gelassen wurde. Darüber hinaus dachte er einst ganz anders über Hitler und war ihm mal äußerst treu ergeben, was man hier dem Publikum leider nicht vermittelt. Positiv sei aber zu erwähnen, dass Cruise seine Figur mit viel Leidenschaft spielt und auch in den Szenen mit Körpereinsatz mehr als überzeugt.

An Originalschauplätzen gefilmt

Wo es an Tiefenzeichnung für Stauffenberg fehlte, wurde es in den Kostümen, Ausstattung und Set-Design wettgemacht. Nicht nur der Flughafen Tempelhof ist zu sehen, sondern auch der Bendlerblock (heute Gedenkstätte Deutscher Widerstand). Die dortigen Dreharbeiten wurden nur unter Auflagen genehmigt. Kleiner Fakt: Auf der Blu-ray im Bereich der Sonderausstattung ist zu entdecken, dass das Filmteam eine Schweigeminute im Hof abgehalten hat. Genau dort, wo einst Stauffenberg und einige seiner Mitverschwörer ihr Leben lassen mussten. Auf dem Flughafen Tempelhof hat sich historisch gesehen so Einiges getan, was die deutsche Geschichte betrifft. So verschlug es das Filmteam auch dort hin. Jedoch hat sich das Gebäude über die Jahre leicht verändert. Im Film zu sehen ist das mit Streben abgehängte Dach, das aber erst einige Jahre nach dem Attentat installiert worden ist. Im Dritten Reich setzte man viel mehr auf „Freitragend“.

Auch auf historische Fortbewegungsmittel griff man zurück. ©Twentieth Century Fox of Germany GmbH

Zunächst dachte ich, die Szenen für den Führerbunker Wolfsschanze seien am Originalschauplatz gedreht worden. Dem war aber nicht so. Stattdessen baute man den Ort originalgetreu im Gebiet Schenkenländchen im Land Brandenburg nach. Stauffenberg und seine Frau Nina lebten gemeinsam mit ihren Kindern in einer Villa in der Tristanstraße 8-10, Berlin-Nikolassee. Ebensolche findet im Film Verwendung. Allerdings gab es nur die Erlaubnis, von außen zu filmen. Für die Innenräume musste man sich andere Gebäude suchen.

Im Bezug auf die Schauspielerriege setzte man auch auf deutsches Ensemble. So war nicht nur Thomas Kretschmann als Major Otto Ernst Remer, sondern auch Christian Berkel als Oberst Albrecht Mertz von Quirnheim und Gerhard Haase-Hindenberg als Hermann Göring zu sehen. Aber auch auf die Engländer wurde gesetzt. So spielte der am 5. Mai 2024 verstorbene Bernard Hill (Titanic oder Herr der Ringe) den General Wolfgang Fischer, welcher in der Eröffnungsszene zu sehen ist.

Verleiht seiner Rolle authentische Tiefe: Kenneth Branagh als Generalmajor Henning von Tresckow. ©Twentieth Century Fox of Germany GmbH

Noch einmal Wissenswertes zum Schluss

Auch hier ist die Trivia wieder dringend angebracht. Die Figur von Fabian von Schlabrendorff spielt der Schweizer Schauspieler Philipp von Schulthess. Er ist der Enkel von Graf von Stauffenberg. Als sich Stauffenberg im Film mit der Junkers (JU 52) auf den Weg zur Wolfsschanze macht, flog er aber in Wirklichkeit eine Heimkel HE-111, die zur damaligen Zeit als Bomber und Transportflugzeug verwendet worden ist. Und weiter mit den Flugtransportmitteln: Im Film sehen wir mehrmals die wohl historische Ju52/3m der Lufhansa. Eben jene Maschine verfügt über Propeller mit drei Flügeln. Im Original hatte der Propeller allerdings nur zwei Flügel. Die Lufthanse ersetzte die Propeller, weil die Propeller mit drei Flügeln bedeutend weniger Krach verursachten. Im weiteren Verlauf sollte man den Schwimmbeckenszenen mehr Beachtung schenken. Dort zieht Wachtbataillon Otto Ernst Remer (Thomas Kretschmann) seine Bahnen. Dies passte nämlich perfekt. Denn Kretschmann war in seinen Jugendjahren im Leistungskader der DDR und feierte dort viele Erfolge als Leistungsschwimmer.

Fazit: „Valkyrie“ ist ein actiongeladener Thriller, der vor allem von seiner Spannung lebt. Die historischen Persönlichkeiten wurden optisch überzeugend nachempfunden und zeigen mitunter auch ihren jeweiligen Stand in der Wehrmacht, was auch in der Mimik und Gestik in ihrer Zufriedenheit oder auch Unzufriedenheit mündet. Der zentrale Charakter Stauffenberg wird von Tom Cruise überzeugend gespielt. Allerdings fehlt es der Figur an Tiefe und Aufklärung., so dass man das Gefühl bekommt, Stauffenberg war die ganze Zeit des Dritten Reiches ein Held. Dass er aber mal komplett für die Nazis einstand, wird hier komplett ignoriert. Dafür wurde viel Wert auf die Ausstattung und Handlungsorte gelegt. Man hat zu jeder Zeit das Gefühl, sich in den Jahren 1943 und 1944 zu befinden. Sicher, der Film hat einige historische Schwächen, kann aber mit seinem excellenten Cast so richtig auftrumpfen. Wer über die historischen Ungenauigkeiten hinwegsehen kann, wird einen Film erleben, der durchaus über den 20. Juli 1944 aufklären kann, aber die Figur Stauffenberg zu unzureichend zeichnet.

Als Schlusswort gibt es noch ein Zitat von Stauffenbergs Enkel Philipp von Schulthess:

„Letztlich geht es um Moral: Da ist ein Mensch, mein Großvater, der entgegen seiner Erziehung, seinem Eid, entgegen seinem Urverständnis von Gehorsam und Disziplin und im vollen Bewusstsein, das Leben seiner Familie zu riskieren, ein Attentat auf seinen Befehlshaber begeht. Stauffenberg hat sich als Offizier über alle Zweifel und seine eigene Natur hinweggesetzt, weil er sich verpflichtet fühlte. Aus Verantwortung für sein Vaterland und die Menschen. Das macht heute niemand mehr.“
www.welt.de, 05. August 2007


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Bildquelle Headerbild: ©Metro-Goldwyn-Meyer

Weitere Quellen betreffend für den Text:
spiegel.de
dieseher.de
wikipedia.org
imdb.com

Quelle der Zitate:


Historische Orte und Ausflugsziele:
berliner-stadtplan.com
Die Stauffenberg-Villa in Bamberg
Im Wald der Valkyrie
Führerhauptquatier Wolfsschanze
Wolfsschanze


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2 Gedanken zu “Valkyrie [2008] oder der Versuch einer Kehrtwende

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