15. Film des Marvel Cinematic Universe
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Originaltitel: Guardians of the Galaxy Vol. 2
Produktionsland: USA

Darsteller:
Chris Pratt:
Peter Quill, Bradley Cooper: Rocket (Stimme), Dave Bautista: Drax, Karen Gillan: Nebula, Vin Diesel: Groot (Stimme), Zoe Saldana: Gamora, Kurt Russell: Ego, Michael Rooker: Yondu Udonta, Sean Gunn: Kraglin, Sylvester Stallone: Stakar Ogord, Wyatt Oleff: Young Quill u.v.a.

Buchvorlage: Dan Abnett & Andy Lanning (Marvel Comic Buch)
Regie und Drehbuch: James Gunn

Genre: Action, Abenteuer, Sci-Fi
FSK: 12
Länge: 136 Min.

Produktionsfirma: Marvel Studios
Verleiher: Walt Disney Studios Motion Pictures

Filmstart in den USA: 19. April 2017
Filmstart in Dtl.: 27. April 2017


Unser Langfinger Rocket konnte seine Langfinger nicht bei sich behalten und stahl bei Sovereigns sehr wertvolle Energiezellen, nachdem sie dort für die einen wichtigen Auftrag erfüllt haben und im Austausch Gamoras Schwester Nebula erhalten. Der Diebstahl Rockets bleibt nicht unbemerkt, sodass sie die Guardians schneller aus dem Staub machen müssen, als ihnen lieb ist.

“Mr. Blue Sky”

In dem groovigen Lied von Electric Light Orchestra heißt es in einer Textzeile: „Runnin‘ down the avenue“

Doch drehen wir das Rad ein paar Runden zurück, als unsere Freunde ein energiefressendes Subjekt bezwingen müssen. Und so etwas erledigt sich am besten, wenn man die Musikanlage anschmeißt und dabei der beschriebene Song über diesen Absatz ertönt. In der von mir ausgesuchten Textzeile läuft man frei übersetzt eine Allee entlang. Frei übertragen in die Szenerie nehmen wir einfach den kleinen Groot, der plötzlich beim Gefecht seiner Freunde fröhlich beginnt zu tanzen und ohne Sorgen seiner Wege entlang hüpft. Dies zeigt seine ganze Unbekümmertheit oder jungbäumlichen Leichtsinn, der ihn bei solchen Klassikern aufblühen lässt. Anschließend macht Drax die Anlage versehentlich kaputt, was den kleinen Groot so wütend macht, dass er Drax einen kleinen Gegenstand an den Kopf wirft, um so seine Wut zum Ausdruck zu bringen. Wenn nämlich Groot seinen arteigenen Groove folgt, dann ist es sein persönliches „Fox On The Run“.

Der kleine Groot weiß seine Umwelt als auch das Publikum zu verzücken. ©The Walt Disney Company Germany GmbH

Bleiben wir noch ein wenig beim kleinen Groot, der eine große Fangemeinde haben dürfte, weil er einfach mal so niedlich ist, dass man ihn einfach sympathisch finden muss. Doch im Verlauf der Handlung muss das Bäumchen mit Situationen klarkommen, bei denen er sich nur schwer zur Wehr setzen kann. Obwohl er noch so klein und unerfahren ist, setzen seine Freunde auf ihn, indem sie ihn zur Hilfe nehmen, wenn sie selbst ganz dick in der Klemme stecken. Doch man muss mit unserem Flora Colossi geduldig sein, dann ist er auch in der Lage für Überraschungen zu sorgen.

My Sweet Lord

In dem sehr tiefgründigen Song von George Harrison finden wir die Textzeile: Really want to see you – But it takes so long, my lord

Zwar ist das Lied von George Harrison ein Liebeslied, doch dennoch lassen sich einige Textzeilen für Peter Quill und seine persönlichen Belange ableiten. Peter ist vielleicht auf der Suche nach seinem Vater, auch wenn er es eher als Bagatelle abtut, dass es vielleicht doch so ist. Er kennt ihn nicht einmal. Und dennoch könnte die Sehnsucht danach riesengroß sein, die natürlich eine sehr lange Zeit anhält. Und nach einem Fluchtmanöver landet er mit seinen Freunden auf dem abgelegenen Planeten. Da stellt er sich plötzlich vor. Ego, der Vater von Peter. Doch warum tritt er gerade jetzt in Erscheinung? Peter hat viele Fragen und Ego hat viele Geheimnisse, die er in sich trägt. Warum war er so lange weg? Warum hat er sich nicht um seine Frau, genauer gesagt Peters Mutter Meredith gekümmert? Peter ist misstrauisch und ist bestrebt, dem Ganzen auf den Grund zu gehen. Was ist wirklich geschehen? Oder wer bin ich eigentlich? Wen kann ich wirklich trauen? Diese Fragen und Aspekte lassen uns Peters Seelenleben tiefgründiger erforschen. So entgeht der Film der leichten Oberflächlichkeit, welche er noch beim ersten Guardians-Film in sich trug.

Seine wirklichen Absichten sind zu Beginn etwas undurchsichtig. Kurt Russell als Ego. ©The Walt Disney Company Germany GmbH

Die Frage des tiefgründigen Antagonisten lässt sich in diesem Fall so klären, dass wir nicht nur einen brillanten Schauspieler erleben, sondern dass eben solcher auch wirklich etwas zu tun bekommt, aber seine Absichten zwar größenwahnsinnig, aber nachvollziehbar sind. Dabei schwingt auch ein gewisses Charisma der Figur mit, was vielleicht doch etwas Anderes erhoffen lässt. Eines ist sicher. Diese Persönlichkeit treibt den Plot voran und kostet es auch aus, es komplett auf die Spitze zu treiben. Koste es dabei, was es wolle. Ob man darüber hinaus über Leichen geht, ist dabei vollkommen egal. Es ist nicht nur die Kompromisslosigkeit, sondern auch die emotionale Bindung, die hier eine zentrale Rolle spielt.

Eine größere Rolle spielen auch die anderen Freunde. Selbst Drax erkundet seinen Charakter und trifft auf Mantis, die vielleicht eine Seelenverwandte von Drax sein könnte? Doch dies weckt den Argwohn von Gamora, die der ganzen Geschichte nicht so wirklich zu trauen scheint. Gleichwohl muss sie sich mit ihrer Schwester Nebula auseinandersetzen, die immer noch eine große Wut auf Gamora hegt. Einst mussten sie immer wieder gegeneinander kämpfen. Dabei ging Nebula stets als Verliererin hervor, was ihrem Seelenkostüm nicht wirklich gutgetan hat. Auch hier erleben wir eine schöne Tiefgründigkeit, welche sogar einen bestimmten Weg aufzeigt, wie diese Beziehung weiterhin verlaufen könnte. Dazu könnten diese Worte des Regisseurs perfekt passen:

„Ich kann es als Autor und Filmemacher nicht erklären, manchmal ist da eine Hand außerhalb von uns selbst, die Dinge leitet. Darum geht es in Guardians of the Galaxy Vol. 2.“
– James Gunn

“Father and Son”

In dem sehr melancholischen Lied von Cat Stevens finden wir die Textzeile: „To be calm when you’ve found something going on – But takr your time, think a lot

Sie besagt, dass man lieber still sein sollte, wenn man bemerkt, dass etwas nicht zu stimmen scheint. Es ist jetzt die Aufgabe, genau darüber nachzudenken. Und da sind wir schon bei Yondu, der einst Peter bei sich aufgenommen und großgezogen hatte. Doch Yondu tat nicht immer Gutes, sondern wurde einst vom Verband der Ravager wegen Kinderhandels ausgeschlossen, was ein mehr als grober Verstoß nach Statuten der Ravagers darstellt. Deutlich wird dies, als sich Yondu in einem heftigen Wortgefecht mit Stakar Ogord (Sylvester Stallone) befindet. Doch Stakar fordert Yondu indirekt auf, das eigene Handeln zu überdenken. Und tatsächlich bekommen wir jetzt einen Yondu, der etwas von Aufopferung versteht und bereit ist, vollkommen selbstlos für den anderen etwas zu tun, was gleichzeitig deren Wohlergehen bedeuten würde. Diese prachtvolle Charakterzeichnung wird durch das Schauspiel von Michael Rooker mehr als perfekt begleitet und zeigt uns auf, wie facettenreich die Figur Yondu eigentlich ist. Man könnte jetzt beliebig so weiterschreiben, weil wirklich so einige Figuren weiterentwickelt worden sind. Es ist eben die Kunst von Regisseur James Gunn, der es beherrscht, dies in der Fülle wirklich zufriedenstellend umzusetzen.

Es gibt viele Momente, in welchen sich Individuen näherzukommen scheinen. Hier sind es Gamora und Peter. ©The Walt Disney Company Germany GmbH

„Alter, ich habe die Musik im Kopf.“
– Michael Rooker

Kein Wunder, eben solche wurden natürlich während der Drehzeit gespielt. Es soll Menschen geben, die sich bei Musik besser konzentrieren können. Nein, kleiner Spaß am Rande. Die Musik im Film geht mit dem Plot einher, was von den Autoren auch so gewollt war. Es erzählt auch manchmal die Geschichte eines Charakters oder gibt eben eine besondere Stimmung wieder. Beispiele dafür sind: Jay & The Americans mit „Come A Little Bit Closer“ (ironisch), Sam Cooke mit „Bring It On Home to Me“ (romantisch) oder Cat Stevens mit „Father And Son“ (melancholisch). Schnürt man das ganze Soundtrackpaket, dann erhalte man eine Liebeserklärung für die musikalischen Evergreens der 1970er und 1980er Jahre.

Doch was ist ein Film ohne seine vielschichtigen Schauplätze? In kurzen Szenen sehen wir die ländliche als auch schöne Stadt Missouri, die im Verlauf der Handlung eine zentrale Rolle einnimmt. Ein völliges Gegenstück davon ist der Planet Contraxia, welcher weniger idyllische Etablissements zu bieten hat. Dort sind in der Regel Persönlichkeiten unterwegs, die mehr eine raue Gangart führen. Den größten Platz nimmt „Ego, the Planet“ ein, der eigentlich dazu einlädt, von einer besseren und schönen Welt zu träumen. Egal, wie schön etwas sein kann. Oftmals gibt es doch eine Kehrseite. Und dies fängt der Film perfekt ein. Ferner sind die Gastauftritte von Ving Rhames, Miley Cyrus oder David Hasselhoff schon fast legendär. Natürlich sieht man auch noch einmal Wyatt Oleff als jugendlichen Quill in zwei ganz kurzen Szenen. Zum einen mit seiner Mutter und zum anderen mit Yondu. Was für ein Symbolcharakter mit toller Bildsprache. Wenn das nicht Poesie ist, weiß ich nicht, was Poesie ist.

Interessantes zur Comicvorlage

©Marvel Comics

Peter Quill zählt zu den jüngeren Comiccharakteren unserer Zeit. Sein erstes Erscheinen gab es in Thanos #8 (März 2004). In Annihilation: The Nova Corps Files Vol. 1 #1 (August 2006) wird angegeben, dass Peter über 350.000 Morde begangen hat und so als lokale Bedrohung angesehen wird. Seine eigene Comicreihe gab es ab Juli 2014. Sie hieß Legendary Star-Lord und beinhaltet zwölf Ausgaben. Sie erschien letztmalig im Mai 2015. Peters Outfit in diesem Comic basiert auf der Filmversion des ersten Films. In der nächsten Comicreihe Star-Lord wurde diese Kleidung als Ursprungsoutfit angesehen. Diese Comics erschienen von Nov. 2015 bis Juni 2016 in acht Ausgaben.

©Marvel Comics

Die Geschichte von Ego, dem lebenden Planeten, geht in der Comicgeschichte sehr weit zurück. Sein erstes Erscheinen gab es in Thor #132 (Juni 1966). Nach einer Mission reist Thor in die schwarze Galaxie und wird Zeuge davon, dass diese Galaxie eine organische Beschaffenheit besitzt. Er navigiert noch eine ganze Weile und trifft dann auf Ego, der bereits auf ihn gewartet hat. Egos Ursprungsgeschichte widmete man sich in der Comicreihe Ultimates 2, Vol. 2, #8 (Juni 2017). Dort steht auch dem großen Antagonisten Galactus der Kampf mit Ego bevor. In den Comics ist Peter Quill nie der Sohn von Ego gewesen. Dieser Aspekt wurde für den Film frei erfunden.

Fazit: Die Geschichte von Peter und seinem Vater Ego mag frei erfunden sein, dennoch schuf James Gunn ein Epos, welches in allen Belangen harmoniert. Vernachlässigte Figuren aus dem ersten Teil bekommen mehr Profil und ergänzen sich gemeinsam mit den eingespielten Charakteren. Die Story ist aufschlussreich und entwickelt die Charaktere weiter und setzt sich mit der Frage des Seins auseinander. Nimmt man dazu noch das visuelle Erscheinungsbild und die Ausstattung, welche das farbenfrohe Gesamtbild noch besser gestalten als im ersten Teil, dann bekommt ihr eine Space-Odyssee, die noch viel stärker ist als ihr direkter Vorgängerfilm. In allen Belangen ein erinnerungswürdiger Film für die ganze Familie.


Titelbild: ©Marvel Studios

Quellen:
marvel.fandom.com,
Extras der Blu-ray: Guardians of the Galaxy Vol. 2


Lesenswerte Kritiken meiner Bloggerkollegen

VERfilmt&ZERlesen: Guardians of the Galaxy Vol. 2 – Filmrezension


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4 Gedanken zu “Guardians of the Galaxy Vol. 2 [2017] oder die besondere Geschichte einer Gruppe

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