22. Bond-Film | 2. Bond-Film mit D. Craig
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Originaltitel: Quantum of Solace
Produktionsland: Vereinigtes Königreich
Darsteller: Daniel Craig: James Bond, Mathieu Amalric: Dominic Greene, Olga Kurylenko: Camille, Judi Dench: M, Jeffrey Wright: Felix Leiter, David Harbour: Gregg Beam u.v.a.
Regie: Marc Forster
Genre: Action, Thriller
Länge: 106 Min.
FSK: 12
Produktionsfirma: Eon Productions, Columbia Pictures, Metro-Goldwyn-Mayer
Verleiher: 20th Century Fox Home Entertainment
UK-Premiere: 29. Oktober 2008
Deutscher Kinostart: 06. November 2008
,,Its time to get out.“
Bond zu seiner menschlichen Beute, als er zu Beginn des Films den Kofferraum öffnet
,,Sie dürfen aussteigen.“
Der Film schließt an die Ereignisse von Casino Royale an und beginnt mit einer rasanten Verfolgungsjagd direkt am Ufer vom Gardasee. Bond steht dabei im Visier von zwei Autos, die ihn unter Beschuss genommen haben. Doch der geistreiche Agent entkommt und kann das Verhör in Angriff nehmen, welches sein Fahrgast im Kofferraum zu erwarten hat. Die Szenen mit der Verfolgungsjagd lassen den Zuschauer darauf einstimmen, dass es in diesem Film sehr rasant zugehen wird. Bemerkenswert ist der Shot gleich zu Beginn, als es eine schöne Kamerafahrt auf die Landschaften hin zu sehen ist. Doch kann der Film halten, was er in den ersten Minuten verspricht?

Viele Actionszenen, aber wenig Charakterprämisse in der ersten Hälfte des Films

Nun, an rasanten Szenen mit speziellen Kamerawinkeleinstellungen und Kampfszenen mangelt es nicht. Und eben solche sind auch sehr gut in Szene gesetzt. Doch in den ersten 35 Minuten sind jene Szenen zu oft zu sehen und lassen den Film recht hektisch erscheinen. Weniger wäre mehr gewesen. Positiv anzumerken sei, dass D. Craig erneut eine gute Figur in den Kampfszenen macht und für gute Überraschungsmoment sorgen kann. Aber für den Charakter selbst nimmt man sich in der ersten Hälfte des Films zu wenig Zeit. Neben den vielen hektischen bzw. schnellen Szenen wird man wieder mit tollen Schauwerten verwöhnt. U.a. gibt es tolle Aufnahmen beim Gardasee oder Talamone in Italien. Deutlich stärker gibt sich der Film in der zweiten Hälfte, wo sich Bond in die Atacama-Wüste in Cobija, Chile begeben. Beeindruckende Architektur gibt es mit dem dort befindlichen ESO Hotel, wo die Handlung schneller und präzise vorangetrieben wird.

Bei Casino Royale habe ich noch die Balance zwischen ruhigen und schnellen Szenen gelobt. Hier kann ich nicht mehr beim Statement bleiben, da sich gerade in den ersten 40 Minuten Verfolgsjagten und Kampfszenen zu sehr abwechselten. Demzufolge wurde es verpasst die Charaktere schon weit vorher besser auszuarbeiten. Im Bezug auf den Antagonisten nahm sich der Franzose Mathieu Amalric der Rolle an. Hier wurde im großen und ganzen auf Kampfszenen verzichtet, so dass sich der Darsteller auf den Dialog und sein Mimik- als auch Gestikspiel konzentrieren konnte. Die Besetzung der Rolle schien nicht von ungefähr zu kommen. Schließlich war Amalric bereits zu jener Zeit sehr präsent in seinem Heimatland und glänzte in vielen Independentfilmen. Auch hierzulande erlangte er mit Schmetterling und Taucherglocke (2007) große Bekanntheit. In München (2005) war er in einer Nebenrolle zu sehen und traf im besagten auf Daniel Craig, der eine größere Rolle als Amalric gespielt hat.
In Quantum os Solace sollte er Bond auf Augenhöhe begegnen, was ihm streckenweise auch so gut gelungen ist. Seine große Stärke spielt er dabei im direkten Dialog aus und kann in nahen Kameraeinstellungen sehr gut punkten. Dabei kam seine diabolische Spielweise zum Ausdruck, die zeigte, dass er bereit war auch im zwischenmenschlichen Bereich aufs Ganze zu gehen. Doch M. Amalric hat einen ganz großen Nachteil. Er steht im Schatten von Mats Mikkelsen, der in Casino Royale Le Chiffre spielte und zeigte wie man ganz speziell einen Antagonisten anlegen kann. Auch M. Amalric versuchte seiner Rolle den ganz speziellen Stempel aufzudrücken und zeigte dies auch in den Szenen, die er zur Verfügung hatte. Wenn sich Regisseur Marc Forster in rasanten Szenen vielleicht etwas kürzer gehalten und stattdessen weitere Szenen für Amalric zur Verfügung gestellt hätte, wäre eine tiefere Charakterzeichnung von Dominic Greene möglich gewesen. Hier hat man ganz klar gute Möglichkeiten verspielt, was sehr schade für den Schauspieler ist.
Regisseur aus dem Independentbereich

Für den weiblichen Part wurde Olga Kurylenko als Camille besetzt. Sie spielte auch die Freundin von Dominic und brachte sehr stark die menschliche Kälte zum Ausdruck und funktionierte hervorragend im Zusammenspiel mit Daniel Craig. Auch in Actionszenen stand sie ihm in nichts nach. Als der Film erschienen war, sah man sie u.a. in Die Schlange (2006) oder Hitman (2007). Im Verlauf der Handlung baut Mathis (Giancarlo Giannini) eine zwischenmenschliche Beziehung zu Bond auf, die in wenigen Minuten sehr gut von Giannini gespielt worden sind. Doch in einer späteren Szene wird dies irgendwie wieder aufgehoben, als Bond eine bestimmte Sache tut. Ein Fakt, der dann keinen schlüssigen Grund ergab. Regisseur Marc Forster machte insgesamt keinen schlechten Film. Doch am Ende fehlte ihm die gewisse Kontinuität, um den Blockbuster eventuell noch etwas schlüssiger zu gestalten. Jedoch schafft er es Bonds Charakter weiterzuentwickeln. Zu erwähnen sei, dass Forster nicht aus dem Actiongenre kommt, sondern eher dem Independentfilm zuzuordnen ist. Er machte Filme wie Monster’s Ball (2001) oder Stay (2005), die in ihrer dramatischen Visuallität sehr gut umgesetzt waren. Für Quantum of Solace sei anzumerken, dass Forster seinen Film sehr unkonventionell gestaltete und bereit war bis an die Schmerzgrenze zu gehen, was Bond ja bekanntlich auch ausmacht. Im Bereich der Action-Sequenzen betrat Forster Neuland und bewies auch hier von der Machart an sich ein gutes Handwerk. Nur in der Summe und Anordnung hätte man sich eine andere Vorgehensweise gewünscht.
Fazit: Natürlich ist es schwer Eva Green und Mats Mikkelsen zu ersetzen. Trotzdem hat Marc Forster versucht diese Hürde erfolgreich zu meistern. Besonders im zweiten Abschnitt des Films gelang ihm dies zumindest mit Bond, der noch ein Trauma zu verarbeiten hat. Und unter diesem Aspekt dennoch erfolgreich als Geheimagent zu arbeiten wurde zufriedenstellend ausgearbeitet. Zwar nimmt die Action im weiteren Verlauf zu viel Platz ein, kann aber unter dem visuellen Aspekt eine vielversprechende Dynamik schaffen. Mathieu Amalric agiert im Rahmen seiner Möglichkeiten und Olga Kurylenko spielt ihre menschliche Kälte gut, bleibt aber sonst eher blass. Dank Daniel Craig haben wir einen Actionfilm, der über emotionale Tiefe verfügt und dank der zweiten Hälfte des Films eine Charakterentwicklung erkennen lässt. Wertet man den Blockbuster als Gesamtprodukt, wird man erkennen, dass hier viele Möglichkeiten ausgelassen worden sind. Für gute Unterhaltung ist trotzdem gesorgt und man bekommt vielleicht etwas Lust auf den direkten Nachfolger.
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2 Gedanken zu “James Bond 007: Ein Quantum Trost [2008] oder einfach nur Action ohne Mehrwert?”