21. Bond-Film | 1. Bond-Film mit D. Craig
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Originaltitel: Casino Royale
Produktionsland: Vereinigtes Königreich
Darsteller: Daniel Craig: James Bond, Judi Dench: M, Mads Mikkelsen: Le Chiffre, Eva Green: Vesper Lynd, Jeffrey Wright: Felix Leiter u.v.a.
Regie: Martin Campbell
Genre: Thriller, Action
Länge: 144 Min.
FSK: 12
Produktionsfirma: Eon Productions, Sony Pictures
Verleiher: Sony Pictures Home Entertainment
UK-Premiere: 14. November 2006
Deutscher Kinostart: 21. November 2006
,,I know where you keep your gun. I suppose thats something.“
Bond zu seinem Gegenspieler zu Beginn des Films
,,Ich weiß wo ihre Waffe liegt. Dass ist immerhin ein Anfang“
Tja, aller Anfang ist schwer, möchte man meinen. Bond muss sich zunächst seinen Status als Doppelnull-Agent verdienen. Dazu soll er zwei Menschen töten und hat dabei zunächst etwas Schwierigkeiten. Schön zu sehen, dass man gleich zu Beginn einen guten Eindruck von einem unfertigen Bond bekommt. Die Szenen am Anfang erinnern etwas an die Zeit des guten alten Film Noir. Bei den Schnitten während des Dialogs und der Untermalung vom Schwarz/Weiß-Bild wird man darin schnell bestätigt.

,,In diesem Buch bekommt Bond gerade erst seine 00-Lizenz und Pierce ist dafür zu alt. Es musste offensichtlich jemand Jüngeres sein.“
Regisseur Martin Campbell über die Gründe für einen neuen Bond-Darsteller
Rasant, leidenschaftlich und kaltblütig
Aber worum geht es im eigentlichen Sinne? In erster Linie um sehr viel Geld, welches der Terroristen-Bankier Le Chiffre (Mads Mikkelsen) anvertraut bekommt. Vermittelt wird dies von Mr. White (Jesper Christensen), der ein großes Terrornetzwerk repräsentiert. Schon bald macht sich Bond auf den Weg nach Madagaskar, um zu ermitteln. Letzteres ist evtl. ein falsch gewählter Begriff, da 007 seinen Kontrahenten durch die Armenviertel jagt. Man achte hierbei auf die schnellen und akkuraten Kameraeinstellungen, die im übrigen erneut von Phil Meheux bewerkstelligt wurden, der auch schon für GoldenEye (1995) im Einsatz war. Martin Campbell schenkte ihm in vielen seiner Produktionen das Vertrauen. Möchte man eine Vergleichsszene heranziehen, dann nehme man die schnelle Autoverfolgung auf der langen Bergstraße zu Beginn des letztgenannten Films. Auch in Casino Royale bekommt man derartige Szenen geboten und es wurde sogar ein Eintrag für die meisten von einer Kanone unterstützten Barrel-Rolls ins Guinness-Buch der Rekorde geschafft, indem der Aston Martin DBS beim Auto-Barrel-Roll-Stunt sieben volle Rollen absolvierte. Dafür installierte ein Special Effects-Team eine luftbetriebene Kanone hinter dem Fahrersitz.

Die Szenerie findet stets die Balance zwischen rasanten und ruhigen Szenen und hat mit Eva Green und Mads Mikkelsen zwei Nebendarsteller zu bieten, die das Potenzial ihrer jeweiligen Rollen voll ausschöpfen. E. Green wählte bereits einige Jahre zuvor eher schwierige Rollen aus (u.a. Die Träumer (2003)). In ihren Rollen legt sie stets etwas Geheimnisvolles und macht so auch nicht als Vesper Lynd vor Bond halt. Dennoch vergisst sie nicht, dabei verführerisch zu sein und schafft es trotzdem ihre Figur weiterzuentwickeln. Der Däne M. Mikkelsen hatte zu jener Zeit bereits einen großen Bekanntheitsgrad in seiner Heimat erlangt und legte sich für Casino Royale so richtig ins Zeug. Wenn man will, haftet ihm in der Rolle des Le Chiffre eine gewisse Inbrunst an. Es ist die starke Hingabe für Geld oder das Pokerspiel, welche mit seiner Ernsthaftigkeit und Ruhe auch schon mal in einer glaubhaften Kaltblütigkeit münden kann.
Bewährte Regiearbeit
Bei diesem Bond hier war nicht alles neu, obwohl dies auf dem ersten Blick so erscheinen mag. Der neuseeländische Regisseur Martin Campbell führte einst bei GoldenEye (1995) Regie und wusste wie man mit der Figur Bond nach dem Kalten Krieg umgehen musste. Außerdem galt es Timothy Dalton durch Pierce Brosnan in der Hauptrolle zu ersetzen.
,,Als Schauspieler träumte ich nie davon, James Bond zu spielen. Als Kind schon, aber da war ich James Bond. Das war etwas anderes. Das war Fantasie.“
Daniel Craig in einem Interview über seine Rolle als 007
Besonders letzterer Aspekt ging voll auf und die Produzenten erinnerten sich für Casino Royale an Campbells Arbeit und schenkten ihm erneut das Vertrauen. D. Craig entsprechend als Doppelnull-Agent richtig zu platzieren trug auch hier ordentlich Früchte. Zwar wurde zum Teil in den Medienlandschaften milde gelächelt, als bekannt wurde, dass D. Craig als Hauptdarsteller verpflichtet worden wahr, aber als der Film dann endlich zu sehen war, konnte er das Publikum und Kritiker überzeugen. Durch seine impulsante Spielweise drückte er seiner Figur den Stempel auf und war als 007-Agent entgültig angekommen. Aber er lehnte die Rolle zunächst ab und ließ sich erst durch das gut durchdachte Drehbuch überzeugen. Er verkörpert einen Bond, der sich von den typischen 007-Klischees befreien kann und alles andere als ein dunkelhaariger und smarter Playboy ist. Darüber hinaus schöpft er die Fähigkeit aus, seine Figur eigenständig zu gestalten und entwickelt sie in folgenden Filmen weiter. Auf übertriebende Cadget wird hier gänzlich verzichtet und Craig kann so viel mehr seine robuste Körperlichkeit einsetzen, die er sich extra für den Film antrainiert hat. Die Ambivalenz drückt er durch die Abgründe der menschlichen Seele aus und mimt eine Persönlichkeit, die von Selbstzweifeln und Gefühllosigkeit heimgesucht wird.
Zwar zählte Judi Dench als M schon damals zu älteren Garde, was der Unterhaltung aber keinen Abbruch tat. Schon bei den vier Bond-Abenteuern mit Pierce Brosnan konnte sie ihre süffisante Art als M zur Schau stellen und setzte im Zusammenspiel noch einen drauf, als es zum direkten Zusammenspiel mit Daniel Craig kam. Sie droht ihm schon mal ganz gerne umzulegen, wenn er sich nicht an die Regeln halten sollte. Aber als sie bemerkte, dass Bond bei ihr eingebrochen war, stellte sie ihm mit dem Kommentar: ,,Wie kann man nur so dreist sein?“ zur Rede. Genau wie Bond agiert M impulsant. Jedoch auf eine ganz andere Art und Weise als es James tut.
Umsetzung nach einer Romanvorlage
Zunächst nimmt man vielleicht an, dass dies bei James Bond kontinuirlich passiert. Seit James Bond 007 – Moonraker – Streng geheim (1979) war dies aber nicht mehr der Fall. Und auch die Rechte an Casino Royale, konnten erst im Jahr 2000 gesichert werden, als Sony sie gegen MGMs Rechte an Spider-Man eintauschte. Ian Fleming schrieb das Buch 1952 und brachte es 1953 heraus. Gleichzeitig war es sein erster Bond-Roman überhaupt. In Bewegbildern wurde es bereits 1954 als Fernsehfilm umgesetzt. Ein Kinofilm erschien 1967 als Parodie. Doch die Verfilmung aus dem Jahr 2006 ist sehr viel mehr, weil sie nicht mehr mit bloßer Technik, wie in den vorangegangenen Filme beeindrucken wollte, sondern nun lieber mehr auf die Figurenentwicklung baute. Durch den Verzicht auf Klischees konnte die Handlung schneller vorangetrieben werden und mündete teilweise in einer Raubeinigkeit und gut durchdachter Unberechenbarkeit. Die Actionsequenzen tun ihr übriges und ergänzen die kühle Atmosphäre mit reichlich Adrenalin.
,,Nach Prag zu gehen, wo wir noch keinen Film gemacht, war für uns alle neu. Ich glaube, das verlieh uns Energie. Es gab nichts Vertrautes. Alles geschah zum ersten Mal.“
Regisseur Martin Campbell über die neuen Drehorte für Casino Royale
Neben dem Vereinigten Königreich gibt es auch Schauwerte von den Bahamas und Tschechien zu bewundern. Zu sehen ist u.a. das Nationalmuseum, das Verkehrsministerium oder der auch der Marktplatz von Loket. Aber auch Italien ist vertreten und zeigt u.a. die Villa del Balbianello an der südöstlichen Landspitze von Lenno, welche bereist in Star Wars: Episode II (2002) zu sehen war.
Fazit: James Bond ging mit diesem Film in die 21. Runde und machte so vieles anders, ohne dabei seinen Ursprung einzubüßen. Mehr als je zuvor wurde die Figur des Agenten stärker ausgearbeitet und die Story in ihrer Beschaffenheit mit gut durchdachten Raffinessen und stillistischen Mitteln gespickt. Trotz Verzicht technischer Gadgets ist dieser Bond-Film moderner denn je und schafft es trotzdem stellenweise klassisch zu sein, was ihm eine besondere Note und eine perfekte Mischung, sowie dosierten Humor und Dialogwitz verleiht. 007 war nie rauer und auch die Nebendarstellerriege schafft es für Gänsehaut zu sorgen. Alles in allem knallharte Action mit tollen Schausplätzen und exzellenten Darstellern, die über sich hinauswachsen.
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3 Gedanken zu “James Bond 007: Casino Royale [2006] oder der damalige Beginn einer neuen Ära”