24. Bond-Film | 4. Bond-Film mit D. Craig
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Originaltitel: Spectre
Produktionsland: Vereinigtes Königreich
Darsteller: Daniel Craig: James Bond, Léa Seydoux: Dr. Madeleine Swann, Christoph Waltz: Franz Oberhauser, Ralph Fiennes: Gareth Mallory, Ben Whishaw: Q, Naomie Harris: Eve Moneypenny, Dave Bautista: Mr. Hinx u.v.a.
Regie: Sam Mendes
Genre: Thriller, Action
Länge: 148 Min.
FSK: 12
Produktionsfirma: Eon Productions, Sony Pictures
Verleiher: Sony Pictures
UK-Premiere: 26. Oktober 2015
Deutscher Kinostart: 5. November 2015
,,Bin gleich zurück.“
Bond zu Beginn des Films, als er offensichtlich kurz weg muss.
,,I will be back soon.“
Bond nimmt in Begleitung am „Tag der Toten“ in Mexiko teil und widmet sich daraufhin einer anderen Sache. Zwei Männer haben vor ein vollbesetztes Stadion zu sprengen. Er kann sie davon abhalten, indem er sie tötet. Der Auftrag kam in Form einer Videobotschaft von seiner ehemaligen Chefin M. Jedoch stürzt das Gebäude in sich zusammen, in der sich die zwei Killer befinden. Kurz darauf ist Bond in einem Helikoptermanöver verwickelt und schafft es nach der Beseitigung der Insassen einen Ring mit einem eingravierten Octopus an sich zu nehmen. Natürlich kracht es, genau wie in den anderen Filmen, im Vorspann gewaltig. Dieses Mal ist Mexiko der Mittelpunkt des Geschehens und man wird Zeuge von atemberaubenden Luftaufnahmen. U.a. ist die große Kathedrale von Mexiko-Stadt zu sehen, ehe man Szenen mit schnellen Schnitten in einem Helikopter sieht. Die Kampfszenen sind natürlich und hektisch, so wie es sich in sehr luftiger Höhe gehört. Die Kamera fängt diese Szenen sehr realistisch ein.

Nebenhandlung mit erfahrenen Theaterschauspieler ergänzt
Schon bald kehrt Bond nach London zurück und muss Mallory Rede und Antwort stehen. Kurz darauf wird 007 suspendiert. Mallory befindet sich dann auch in einem Gespräch mit dem Chef des Joint Intelligence Service. Eben solcher hat vor den britischen Inlandsgeheimdienst MI5 und den britischen Auslandsgeheimdienst MI6 zu fusionieren. Sein Bestreben liegt darin, die nach seiner Meinung nach veralteten Geheimdienste einzustellen und stattdessen das Nine-Eye-System zu installieren. NES soll dazu dienen die vollständige Überwachung zwischen neun Ländern zu gewährleisten. Mallory sieht darin Gefahren und ist strikt gegen diese Fusion. Max Denbigh („C“) (Andrew Scott) offenbart ihm dieses Vorhaben und macht deutlich, dass er davon nicht abweichen wird. Wächst hier ein weiterer Antagonist heran? Lohnen würde es sich auf jeden Fall. Denn A. Scott hat viel Theatererfahrungen und spielte zudem den berühmten Gegenspieler von Sherloch Holmes in der Serie Sherlock. Hinterlistig und clever würde den Charakter am besten beschreiben. Und so passt er auch in Spectre. Was ein wenig schade ist, dass er nicht so viel Präsenz im Film besitzt, um sich völlig als Darsteller entfalten zu können. In der Folge kracht es recht wenig und stattdessen wird mehr erzählt bzw. gezeigt. Auf den ersten Blick mag es vielleicht langatmig erscheinen, aber wenn man den Film häufiger sieht, dann versteht man auch die Figuren besser. Gerade dann wenn man die ganzen Details im weiteren Verlauf mehr Beachtung schenkt.
Der eigentliche Antagonist
,,Ich glaube, dass ist ein alter Hut, dass die Bösewichte die interessanteren Rollen sind. Obwohl es ein alter Hut ist, passt er noch.“
Christoph Waltz in einem Fernsehinterview

Ich verrate nicht zu viel, wenn ich andeute, dass Franz Oberhauser (Christoph Waltz) der Antagonist der Geschichte ist. Doch er nimmt auf Bonds Vergangenheit direkten Einfluss. So kommt auch heraus, dass er James schon lange kennt, aber der ihm aber nie Beachtung geschenkt hat. Nun ist er gekommen, um auch in der Gegenwart auf ihn Einfluss zu nehmen. Er hat die Motivation ihm alles zu nehmen bzw. in sein innersten Gedanken zu gelangen. Dabei sind ihm auch Foltermethoden recht. Kurz gesagt: Er ist James gegenüber ebenbürtig und man sollte ihn nicht unterschätzen. C. Waltz holt sehr viel aus seiner Rolle heraus und glänzt darüber hinaus mit Dialogwitz und entsprechender Eloquenz. Den philosophischen Ansatz kann er dabei nicht verbergen und man lernt in der Hinsicht vielleicht selbst noch was Neues. Demzufolge hat es hier mit einem Bond-Film zu tun, der mehr auf Dialoge als Actionen setzt. Er arbeitet seine Hauptfiguren stärker aus und lässt uns an deren Vergangenheit teilhaben. Außerdem gibt es Menschen, die er in sein Leben lässt. Aber es besteht die Gefahr, dass auch diesen Personen etwas zustoßen könnte. Wird James an einem Punkt gelangen, wo er sich entscheiden muss? Und Oberhauser ist eine Person, die sich nicht so leicht in die Karten schauen lässt. Sprich, er ist unberechenbar bis ins Mark. Doch wo ordnet man Oberhauser am besten ein? Ist er mehr ein Soziopath oder Psychopath? Beide weisen eine dissoziale Persönlichkeitsstörung auf, was eine genaue Einschätzung sehr erschwert.
Abwechslungsreicher Score und inspiriende Visualität

Und da wo Schurken sind, gibt es auch entsprechende Handlanger. Für Oberhauser ist Hinx (Dave Bautista) im Einsatz und erledigt stets die Drecksarbeit. Der geht gerne über Leichen und ist kein bisschen zimperlich, was die Erledigungen der Aufträge betrifft. Dank seiner Körpergröße und Stärke setzt Bautista den übermächtigen Handlanger in seiner Rolle gut um. Nur leider gab man ihm relativ wenig zu tun und seine Motivation besteht darin Bond ständig zu jagen bzw. zu schnappen. Auch die Dialoge sind bei ihm rar gesät. Die Protagonist und Bond-Girl Dr. Madeleine Swann (Léa Seydoux) bekommt da schon mehr zu tun. Sie wirkt nicht nur sympathisch, sondern bringt auch Sinn für Humor mit, was den Film sichtlich gut tut. Außerdem entwickelt Seydoux ihre Figur weiter und ihre Beweggründe zum Ende hin sind mehr als nachvollziehbar.
Musikalisch begleitet wird der Film von Thomas Newmans Score, der nach Skyfall erneut das Vertrauen bekommen hat. Die Musik hat nicht nur klassische Bond-Melodien zu bieten, sondern trumpft auch mit neuartiger Musik auf und begleitet wilde als auch ruhige Kameraaufnahmen mehr als optimal. Für letzteres ist Hoyte Van Hoytema verantwortlich, der sich bereits bei Insterstellar (2014) einen Namen machen konnte und für Dunkirk (2017) eine Oscarnominierung erhielt. Darüber hinaus war die Kamera neben London erneut an vielen Orten und hatte nicht nur mit Mexiko-Stadt, sondern auch mit Tanger (Marokko) und den österreichischen Gemeinden Sölden, Kartitsch, Obertilliach und Altaussee etwas zu bieten. Wer genauer hinsieht, wird ansprechende als auch künstlerische Architektur entdecken.
Fazit: Spectre ist ein solider Bond-Film und spart dieses Mal an Actionenszenen und widmet sich stattdessen stärker dem Hauptdarsteller und deren Kontrahent. Trotz vieler Dialoge schafft es Mendes das Finale im Film auf die Spitze zu treiben. Was allerdings am meisten an der Schauspielkunst von Christoph Waltz festzumachen ist. Ansonsten haben wir es mit einem düster gehaltenen Agentenfilm zu tun, der aber sehr stimmnungsvoll daherkommt. Zwar ist der Film nicht so stark wie Skyfall, bereitet aber die Ereignisse für No Time To Die explizit vor. Aber auch als krönender Abschluss der Craig-Ära hätte dieser Streifen auf jeden Fall getaugt.
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2 Gedanken zu “James Bond 007: Spectre [2015] oder die Aufarbeitung eines Charakters?”