Die Oscarverleihung 2018 ist längst in den Filmgeschichtsbüchern festgehalten und die Verleihung im Jahr 2019 steht kurz bevor.
Nun nehme ich mir wieder die unterschiedlichsten Kategorien vor und gehe dabei auf Nominierungen und Auszeichnungen etwas näher ein. Nach dem letzten Artikel über den Besten fremdsprachigen Film geht es nun um das Beste Drebuch (orignal/adaptiert). Thematisch geht es dabei in die Oscarjahre 2015 und 1987. Das Originaldrehbuch, welches beim Skript keine zuvor veröffentlichte Publikation inne hat, ist seit 1941 ein Bestandteil der Verleihung.

In Boyhood (2014) erleben wir die Entwicklung eines Jungen (Kindesalter bis Collegealter), der mit allen Fazetten des Aufwachsens gespickt ist. Themen wie Scheidung, ständige Umzüge, viele Affären der Mutter, Alkoholmissbrauch, Drogen bzw. Pubertät von Mason (Ellar Coltrane) werden im Film behandelt. Die Geschichte beginnt, als er sechs Jahre alt ist. Der Junge lebt bei seiner Schwester Samantha und Mutter Olivia, jedoch ohne Vater, der getrennt von seiner Frau lebt und eine Musikkarriere anstrebt. Olivia beschließt, ein Studium in einer anderen Stadt zu beginnen, um ihre Möglichkeiten auf einen besseren Job zu wahren. Regisseur Richard Linklater begann 2002 ein außergewöhnliches Projekt. Die Dreharbeiten dauerten 12 Jahre an und es waren immer die gleichen Schauspieler dabei. Damit war gegeben, dass man die Schauspieler nicht durch eine aufwendige Maske altern lassen musste. Der Zuschauer kann 164 Minuten zusehen, wie der Hauptdarsteller aufwächst, bzw. alle anderen Charaktere älter werden.

Und für ein besondere Drehbücher hatte R. Linklater schon immer ein Händchen. Dabei sei nur seine Before-Reihe erwähnt, die sich in drei Filmen thematisch über die Jahre hinweg fortsetzt: Before Sunrise (1995), Before Sunset (2004), Before Midnight (2013). Auch dort kümmerte sich der Regisseur selbst um das Drehbuch und erhielt dabei ebenfalls gute Kritiken. Im letzten Teil der Reihe waren sogar die Hauptdarsteller Julie Delpy und Ethan Hawke am Drehbuch beteiligt.
Richard Stuart Linklater wurde am 30. Juli 1960 in Houston, Texas geboren und schlug sich zunächst mit Gelegenheitsjobs durchs Leben. Doch später konnte er seine eigene Filmproduktionsfirma gründen und war fortan in der Lage erste Kurzfilme zu realisieren. Es sollte bis 1991 dauern, bis er mit dem Independent-Film Rumtreiber sein Spielfilmdebüt gab. Für den Film Before Sunrise (1995) räumte er den Regiepreis bei den Internationalen Filmfestspielen in Berlin ab. Ab und an bewegte er sich auch außerhalb der Kinoleinwand und drehte mit $5.15/Hr. (2004) einen Fernsehfilm und mit Inning by Inning: A Portrait of a Coach (2008) sogar einen Dokumentarfilm. Als Darsteller sah man ihn u.a. in Beavis und Butthead machen’s in Amerika (Beavis and Butt-Head Do America) (1996), Spy Kids (2001) und Blaze (2018).
Die Nominierten Drehbuchautoren bei der 87. Verleihung
Bestes Originaldrehbuch
Armando Bó junior, Alexander Dinelaris, Jr., Nicolás Giacobone, Alejandro González Iñárritu – Birdman oder (Die unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeit) (Birdman or (The Unexpected Virtue of Ignorance))
Wes Anderson, Hugo Guinness – Grand Budapest Hotel (The Grand Budapest Hotel)
E. Max Frye, Dan Futterman – Foxcatcher
Dan Gilroy – Nightcrawler – Jede Nacht hat ihren Preis (Nightcrawler)
Richard Linklater – Boyhood
Das adaptierte Drehbuch, welches literarische Vorlagen umfasst, geht eine zuvor veröffentlichte Publikation voraus. Dies könnte auf Theaterstücke, Memoiren (Lebenserinnerungen) oder Literaturvorlagen basieren. Diese Kategorie gibt es seit Anbeginn der Preisverleihung, sprich 1929. Filmtechnisch gehe ich dabei in das Verleihungsjahr 1987 rein.

Ort des Geschehens in Stand By Me (1986) ist die idyllische Kleinstadt Oregan im Jahre 1959. Dort machen sich vier Freunde auf die Suche nach einer Leiche. Dabei haben sie das Ziel sich als Helden feiern zu lassen. Paradies-Vogel Teddy (Corey Feldman), Angsthase Vern (Jerry O’Connell), der sensible Gordie (Wil Wheaton) und der toughe Chris (River Phoenix) brechen nun zu einer zweitägigen Wanderung auf, die sich als gutes Mittel für die Selbstfindung herausstellen wird. Jedoch verläuft das Abenteuer nicht ganz ohne Zwischenfälle. Der Zuschauer hat hier das Gefühl, eine durchaus reale Geschichte zu erleben. Die Erzählung selbst entsprang der Stephen King-Novelle Die Leiche (The Body). Die Novelle wurde von Rob Reiner zu einer sensiblen und melancholischen als auch zu einem romantischen Abenteuer-Film geschaffen. Die Atmosphäre eines Sommers im Jahr 1959 wurde hier sehr gut eingefangen und schafft es gegen Ende des Films wehmütige Emotionen auszulösen. Einen großen Anteil daran hat auch Raynold Gideon, der das Drehbuch verfasste. Sehr viele Drehbucharbeiten hat er nicht abgelegt. Aber diese hier zählt auf jeden Fall in die Kategorie „Sehr gelungen“.
Bruce A. Evans (Drehbuchautor, Filmproduzent und Regisseur.) und Raynold Gideon (US-amerikanischer Drehbuchautor und Filmproduzent) arbeiteten stets zusammen. Nur bei Frog Story (1972) (Oscarnominee als Bester Kurzfilm) arbeitete Gideon allein. Ihre erste Zusammenarbeit erfolgte 1979 für das Drehbuch zu Dollarrausch (A Man, a Woman and a Bank). 1987 folgte dann die Oscarnominierung für Stand By Me. Ein Jahr zuvor gaben sie bei diesem Drama ihr Debüt als Filmproduzenten. In Kuffs – Ein Kerl zum Schießen (Kuffs) (1992) und Mr. Brooks – Der Mörder in Dir (Mr. Brooks) (2007) führte Evans Regie. R. Gideon war gegen Ende der 1960er als Schauspieler aktiv und war dies auch fortlaufend in den 1970er Jahren bei Fernsehproduktionen.
Die Nominierten Drehbuchautoren bei der 59. Verleihung
Bestes adaptiertes Drehbuch
Ruth Prawer Jhabvala – Zimmer mit Aussicht (A Room with a View)
Hesper Anderson, Mark Medoff – Gottes vergessene Kinder (Children of a Lesser God)
Bruce A. Evans, Raynold Gideon – Stand by Me – Das Geheimnis eines Sommers (Stand by Me)
Beth Henley – Verbrecherische Herzen (Crimes of the Heart)
Richard Price – Die Farbe des Geldes (The Color of Money)
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