Originaltitel: La Vérité
Englischer Titel: The Truth
Produktionsland: Framkreich
Regie: Hirokazu Koreeda
Drehbuch:
Hirokazu Koreeda (screenplay),
Ken Liu (film in film based on short story by)
Darsteller:
Catherine Deneuve: Fabienne Dangeville, Juliette Binoche: Lumir, Ethan Hawke: Hank, Clémentine Grenier: Charlotte, Manon Clavel: Manon Lenoir u.v.a.
Genre: Drama
FSK: 0
Länge: 106 Min.
Produktionsfirma: Canal+ (Frankreich)
Verleiher: Prokino Filmverleih (Dtl.)
Filmstart (Frankreich): 25. Dezember 2019
Filmstart (Dtl.): 5. März 2020
Blu-ray Release: 10. September 2020
„Mit LA VÉRITÉ – LEBEN UND LÜGEN LASSEN stellte ich mich der Herausforderung, meinen ersten Film im Ausland zu drehen – in einer Sprache, die nicht meine eigene ist und mit einer komplett französischen Crew. Ich hatte das Glück, auf Schauspieler und Mitstreiter zu treffen, die zu engen Verbündeten für mich wurden“, so Regisseur Hirokazu Kore-eda
Lumir (Juliette Binoche) ist die Tochter der französischen Schauspielerin Fabienne (Catherine Deneuve). Aber sie ist auf ihre Mutter ziemlich sauer, als sie erfährt, was in dessen kürzlich herausgebrachter Biografie steht. Die Vergangenheit ihrer Mutter ist anders beschrieben, als es Lumir kennt. Zum Beispiel outet sich sich Fabienne als liebevolle Mutter, die sich stets um ihre Familie kümmert.
Abgründe zwischen Mutter und Tochter?

Aber Lumir kennt nur eine Frau, die immer im Mittelpunkt stehen wollte. Nun macht sich die erfolgreiche Drehbuchautorin Lumir mit ihrem Mann Hank (Ethan Hawke) und Kind auf, um ihre Mutter zu konfrontieren. Dafür nehmen sie extra den Weg von New York nach Paris auf sich, um die Mutter Rede und Antwort stehen zu lassen. Wird es eine friedliche Klärung zwischen Mutter und Tochter geben? Zunächst erst einmal nicht, da sich Mutter und Tochter darüber uneins sind, ob Tiramisu als Nachspeise geeignet ist. In einer anderen Szene regt sich Fabienne über etwas zu heißen Tee auf. Anschließend ist sie brüskiert, weil Lumir kaltes Wasser hinzugibt und nun durch die Wässerung verdorben sei. Nach außen hin spielt Juliette Binoche eine recht kühle Lumir, die sich dennoch mit Hingabe um ihre kleine Tochter Charlotte kümmert. Vielleicht liegt auch die Kühle im Bezug zur Mutter zu Grunde. Dann nämlich ist es ein perfektes und eindringliches Schauspiel, welches sich durch den Dialog mit Catherine Deneuves Rolle mehr und mehr ergänzt und beide Protagonistinnen zu Höchstform auflaufen lässt. Juliette Binoche kennt man aus jüngeren Filmen wie Ghost in the Shell 2017 oder Godzilla (2014). Deneuve sah man u.a. in Das brandneue Testament (2015).
Ethan Hawke mit einer interessanten Nebenrolle

Bemerkbar macht sich dies gleich zu Beginn des Films, als er mit gekonnten Gestigen zu unterhalten weiß. Seine Vielfältigkeit unterstreicht er u.a. als er in einer Szene zu Tief ins Glas geschaut hat und anschließend seiner Gattin auf die Nerven geht. Man wird auch Zeuge davon, wie er beginnt Gitarre zu spielen. Sein Sprechpart ist eher klein gehalten, da der Dialog mehr bei den weiblichen Hauptdarstellern liegt. Doch Hawke überzeugt einmal mehr mit seiner Körpersprache und Mimiken. Vorher sah man ihn sowohl im Mainstream- als auch im Independentfilm. Der 49-jährige aus Austin stammende Texaner war bereits viermal für den Oscar nominiert. Je zweimal für das Beste Drebuch und Bester Nebendarsteller. Bereits als 14-jähriger Junge war er neben River (Phoenix) in der Abenteuerkomödie Explorers – Eine phantastisches Abenteuer (1985) zu sehen. Der große Durchbruch gelang Hawke in der Tragikomödie Der Club der toten Dichter (1989). Aber auch im Independentbereich fühlt er sich wohl. So war er neben Laura Dern in der vonRichard Linklater Before-Reihe zu sehen, welche die drei Filme Before Sunrise (1995), Before Sunset (2004) und Before Midnight (2013) beinhaltet. 2020 wird er in der Biografie Tesla als Nikola Tesla, der u.a. Physiker war, zu sehen sein. Clémentine Grenier, die Charlotte und zugleich die kleine Tochter von Lumir und Hank spielt, kommt in kürzeren, aber in der Anzahl vielen Szenen zum Zuge. Besonders sollte man auf die Szenen achten, in der sie jeweils mit ihrer Oma, Mutter und Opa alleine ist und ein Dialog führt. Diese Szenen fühlen sich nicht unbedingt wie gespielt an, sondern man hat eher das Gefühl als wäre das Kind wirklich Kind und verstellt sich dabei in keinster Weise.
Aber auch außerhalb der Familie erfährt man mehr, als Fabienne als Schauspielerin aktiv ist und einige ihrer Marotten zu Tage kommen. Wenn mal was nur in einer kleinen Weise nicht klappt, dann wird die rüstige Dame schon mal vorlaut. Oder hat sie etwa was zu verbergen? Denn ihr kürzlich erschienenes Buch könnte wirklich eine Lüge sein. Vielleicht treibt sie die innere Angst, dass eines Tages die Außenwelt sie nicht mehr so sieht, so wie sie sich z.B. in ihrem Buch gegeben hat. Es könnten sich Abgründe auftun, die nicht nur familärer Natur ist. Regisseur Hirokazu Kore-eda wurde 1962 in Tokio geboren und feierte später preisgekrönte Erfolge mit seinen Dokumentarfilmen. 2014 gründete er seine Produktionsfirma Bun-buku. Seine erste Regiearbeit in einem Spielfilm erfolgte mit Maboroshi – Das Licht der Illusion und wurde 1995 mit der Goldenen Osella der Filmfestspiele Venedig ausgezeichnet. LA VÉRITÉ – LEBEN UND LÜGEN LASSEN ist der erste Spielfilm, den er außerhalb seiner japanischen Heimat und in einer fremden Sprache gedreht hat. Außerdem eröffnete Kore-eda im August 2019 die 76. Internationalen Filmfestspiele von Venedig.
Fazit: Catherine Deneuve und Juliette Binoche stehen im Mittelpunkt des Geschehens und bilden zugleich das Herzstück des Film. Selten war eine Mutter-Tochter-Beziehung so intensiv wie diese hier. Aber Haupt- als auch Nebenrollen sind super aufgeteilt und haben die Gelegenheit sich zu zeigen. Dabei geht es schon mal recht unterhaltsam zu, was für den einen oder anderen Schmunzler sorgen wird. Aber auch Abgründe tun sich auf, die sich besonders in der Menschenkenntnis und Beobachtungskunst zeigen. Wer Kunst sucht, wird sie in diesem Film finden. Denn sie mutet durchaus poetische Züge an.
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Bildquelle Titelbild: © 2019 PROKINO Filmverleih GmbH
Weitere Informationen zum Film: la-verite-derfilm.de
Information Presseabteilung PROKINO Home Entertainment
PROKINO Home Entertainment veröffentlicht LA VÉRITÉ am 10. September 2020 auf DVD. Das Bonusmaterial beinhaltet ein Interview mit dem Regisseur sowie ein Making-Of. Als Video on Demand (Early-EST) ist LA VÉRITÉ bereits am 03. September 2020, eine Woche vor dem DVD-Start, erhältlich.
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2 Gedanken zu “La Vérité – Leben und lügen lassen [2019]”