Originaltitel: Wir waren Kumpel
Produktionsland: Deutschland / Schweiz
Gedreht in:
Ibbenbüren, Hamm, Essen, Capelle (Nordkirchen), Fulda und Umngebung sowie in Nord-Frankreich

Personen als sie selbst:
Markandu Arunakirinathan, Balasubramaniym Balakrish, Uwe Beckermeier, Jens Biskup, Lothar Brinkhues, Jörg Buhren-Ortmann, Gerhard Böggemann, Sandra Dellmann u.v.a.

Regie und Drehbuch: Christian Johannes Koch, Jonas Matauschek

Genre: Dokumentarfilm
FSK: 0
Länge: 104 Min.

Produktionsfirma: Catpics
Verleiher: Filmperlen

Premiere: 4. Mai 2023 (DOK.fest München)
Regulärer Kinostart: 29. Februar 2024


Keine Ahnung, wie mein Leben mit einem anderen Beruf verlaufen wäre. Aber mittlerweile
ist der Bergbau ein Teil von mir.“

Martina ist die einzige Frau, die je in Deutschland im
Steinkohlebergbau gearbeitet hat.

„Wir waren Kumpel“ beruht auf wahren Begebenheiten und erzählt die Geschichten vieler Menschen, die unter Tage für Lohn und Brot eingestanden sind und sich nun einer nahenden Veränderung im gesellschaftlichen Wandel gegenübersehen.

Menschen und ihre langlebige Arbeit

Der Steinkohlenbergbau hatte eine lange Tradition und gehört nun der Geschichte an. Mit der neuen Situation müssen sich Martina, Locke & Langer, Thomas und Kiri zurechtfinden, die nun einen gesellschaftlichen Wandel in unserer heutigen Zeit vollziehen müssen. Doch können alle Protagonisten dies bewerkstelligen? Schließlich hatten sie viele Jahre „Unter Tage“ für ihren Lebensunterhalt gesorgt. Wie geht es weiter? Bleibt man im ähnlichen Sektor oder macht man lieber einen kompletten Neuanfang? Oder doch lieber in Rente gehen? Diesen Fragen sind die beiden Regisseure nachgegangen und haben die hier genannten Menschen nicht nur im Arbeitsalltag begleitet.

Recht schnell bekommt man den Eindruck, dass die Arbeit der hier gezeigten Menschen geschätzt wird. Dies drückt sich darin aus, dass ein Arbeiter einen Kalender geschenkt bekommt. Ein Anderer freut sich über ein Leinwandbild, wo er vor einem Zug stehend abgebildet ist. Dass es im Bau im sprachlichen Gebrauch rauer zugeht ist kein Geheimnis. So sagt man auch im Kohlenabbau Dinge, die man Zuhause bestimmt nicht sagen würde. Schön ist auch, dass man die Menschen hier auch während der Arbeit begleiten kann. Aber auch ganz private Einblicke kommen an den Tag. Ist es nur Arbeit für mich, oder sehr viel mehr? Wie tief ist man mit den Menschen verbunden? Sind daraus Freundschaften entstanden, oder geht man lieber seinen eigenen Weg? Es deutet also darauf hin, dass die Filmemacher das Vertrauen der Menschen gewonnen haben und so der Geschichte mehr Persönlichkeit geben. Denn auch Träume und Sehnsüchte finden hier ihren Platz. Aber auch wie man zu dieser Arbeit gekommen ist, wird nicht außer acht gelassen. Nicht zu vergessen die Gewohnheiten, welche täglich ausgelebt werden. Mit zunehmender Spieldauer entdeckt man vielleicht auch verborgene Fähigkeiten der Menschen. Denn es sind nicht nur die wirtschaftlichen Aspekte, welche die Menschen zum handeln bringt. Es geschehen auch unvorhergesehene Dinge, die ebenfalls mit einem besonderern Kamerawinkel eingefangen werden.

Geschichtlicher Kontext und derzeitige Lage

Der Steinkohlenabbau hatte auch außerhalb von Deutschland seine Traditionen. Jedoch möchte ich mich nur auf Dtl. konzentrieren. Die Industrialisierung begann in Dtl. um 1830, als Eisen und Stahl einen höheren Stellenwert gewannen. Schließlich wurde das Land im weiteren Verlauf mit Bahntrassen ausgestattet. Und spätestens zu diesem Zeitpunkt wurde die Kohle sehr wichtig. Denn ohne die konnte das Eisen nicht zu Stahl verarbeitet werden. Und die Lokomotiven selbst wurden ja auch mit Kohle betrieben. Es dauerte auch nicht lange, bis sich das Ruhrgebiet als Zentrum für den Kohlenabbau gemausert hatte. Seit den 1960er Jahren lag die Markterlöse für den Steinkohlenabbau im Westen niedriger als die Kosten für den Betrieb. So förderte das Land NRW die ganze Angelegenheit mit Subventionen. Doch Zeiten unterliegen immer Veränderungen und erneuerbare Energien beherschen die Zukunft, so dass bis zum Jahr 2018 die Kohlenwerke geschlossen worden sind. Auch die Regisseure von „Wir waren Kumpel“ fanden passende Worte zu jetzigen Lage.

„Wahrscheinlich wäre das Ende des deutschen Steinkohlenbergbaus eher unbemerkt und in stillem Einvernehmen an uns vorbeigegangen. Denn unsere persönlichen Biografien sind alles andere als mit dem Bergbau verbunden. Ein Zufall führte uns 2016 nach Westfalen auf das Bergwerk in Ibbenbüren. Im Rückblick fühlt sich dieser erste Besuch der Zeche wie eine Zeitreise in das vergangene Industriezeitalter an – vor allem jetzt, wo die Schächte versiegelt und die meisten Gebäude dieses Bergwerks längst abgerissen wurden.“

Die Regisseure Christian Johannes Koch und Jonas Matauschek über den Kohlebergbau
Foto: Langer & Locke (v.l.n.r.) bei der Arbeit

Im Film wird der gesellschaftliche Aspekt nur leicht angerissen. Dafür interessiert sich die Doku mehr für die einzelnen Protagonisten, die der Wahrheit gut reflektiert entgegen gehen und Einblicke in die jeweiligen Gefühlswelten geben. Und genau deswegen gewinnt dieser Film durchaus seinen ganz eigenen Charme und eine Brise Humor. Die Frage, ob man die Umwelt unbewusst mit dem Kohleabbau geschadet hätte, steht durchaus im Raum. Anprangern sollte man die Arbeit dieser Menschen trotzdem nicht. Erstens war die Kohle damals wichtig, und zweitens wurde damit der Lebensunterhalt verdient. Einhergingen damit eine große Nutzung und Verbrauch von Flächen, was aber auch Bergschäden mit sich brachte. Sehr viel größer sind aber die Klimaschäden durch die Treibhausgas-Emissionen. Den Verbrauch der Kohle an sich ist dabei ebenfalls zu berücksichtigen. Nun setzt sich die Globalisierung mit Erneuerbaren Energien fort, was die Umwelt nachhaltig schützen wird.

Fazit: Diese Dokumentation stellt definitv einen Mehrwert dar, weil sie dazu anregt darüber nachzudenken, wie man die Zukunft noch besser gestalten kann. Die Protagonisten im Film geben dazu durchaus Anreize, weil sich eben für sie durch das Ende des Kohlenabbaus neue Wege ergeben. Bemerkenswert dabei ist, dass der Film es versteht Einblicke in die Zukunft der Menschen zu geben. Auch Schicksalsschläge werden thematisiert und feinfühlig behandelt. Sie sind stets im Mittelpunkt des Geschehens und geben die Hoffnung niemals auf. Andernfalls hat man damit auch ein schönes Zeitdokument zu fast vergangenen Zeiten.


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Titelbild: ©Catpics/Elemag/Filmperlen

Quellen der Zitate im Text: Presseheft „Wir waren Helden“ (Filmperlen)

Informationsquellen:
planet-wissen.de, bergbaumuseum.de, spiegel.de, carbonbrief.org, energiewechsel.de


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