Originaltitel: Club der roten Bänder – Wie alles begann
Internationaler Titel: Red Bracelets: The Beginning
Produktionsland: Dtl.

Darsteller:
Tim Oliver Schultz: Leo Roland, Timur Bartels: Alex Breidtbach, Luise Befort: Emma Wolfshagen, Ivo Kortlang: Anton Vogel, Damian Hardung: Jonas Till Neumann, Nick Julius Schuck: Hugo Krüger, Jürgen Vogel: Benjamin ‚Benni‘ Sorg u.v.a.

Drehbuch:

Arne Nolting & Jan Martin Scharf,
Albert Espinosa (Mitarbeit am Drehbuch)
Regie: Felix Binder

Genre: Drama
FSK: 6
Länge: 115 Min.

Produktionsfirma: Leonine Distribution (Universum Film), Bantry Bay Production, VOX
Verleiher: Leonine Distribution

Filmstart (Österreich): 14. Februar 2019
Filmstart Dtl.: 04. Februar 2019
Start der Blu-ray: 19. Juli 2019


„Es gibt Momente, die ändern das Leben für immer. Wenn du von oben auf die Welt schaust, kannst du dich einsam fühlen. Wenn es den Blick in den Abgrund zieht, weg vom Horizont. Du würdest die Dinge da unten gerne lenken und steuern. Kannst du aber nicht. Deswegen ist es so wichtig, dass wir nicht alleine sind. Die Einsamkeit zu überwinden, ist die schwierigste Aufgabe, die uns das Leben stellt. Aber auch wenn du sie noch nicht kennst, es gibt Menschen, mit denen bist du verbunden. Und sei es durch ein gemeinsames Unglück“

Der Charakter Hugo Krüger (Nick Schuck) zu Beginn des Films
Steht genau zwischen Leben und Tod und ist der Mittelpunkt aller: Hugo (Nick Julius Schuck). ©Universum

Eine Gruppe junger Leute, die noch getrennt voneinander ein sorgenfreies Leben zu führen scheinen. Doch Ereignisse der sechs unterschiedlichen Personen stellt deren Leben gehörig auf den Kopf und zeigt den Weg zu einer Gruppe, die das Leben so nimmt, wie es sich in schweren Zeiten gehört…

Ein Mentor zur richtigen Zeit

Auch seine Rolle hat eine mitreißende Geschichte: Jürgen Vogel als Benni. © Universum Film

Mit seinem Motorrad fährt Leo frohen Mutes zum Fußballplatz, in dem Bewusstsein sich gegen Dortmund eine Klatsche einzufangen, aber dennoch glücklich zu sein. Doch wie sich im kürzeren Verlauf zeigt, hat Leo Krebs am linken Oberschenkel. Ein Tumor hat sich dort und ausgebreitet. Dabei spielt die Vorgeschichte insbesondere seiner Mutter eine große Rolle. Sie kämpft selbst gegen den Krebs und überspielt es mit Humor. Nur Leo weiß nicht damit umzugehen und muss erst seinen Weg noch finden. Berührend und überzeugend trägt Schultz als Leo seine ganzen Empfindungen und Emotionen vor. Er spricht nicht nur davon, sondern zeigt es uns auch mit all seinen Facetten, die der Schauspieler zu Verfügung hat. Auch im Zusammenspiel mit Jürgen Vogel als Benni werfen sich beide den Ball zu und liefern ab was das Zeug hält. Gerade J. Vogel mit der Verkörperung seiner Rolle zeigt uns wie verletzlich er ist, aber trotzdem instande ist etwas zu vermitteln. Außerdem wird man hier eine Botschaft entdecken.

Die Welt ganz anders vor den Augen hat Anton. Aufgrund seines Autismus hat er ein ganz anderes Verständnis vom Leben als seine Mitmenschen. Doch er ist stets mit einer Herzlichkeit dabei und interessiert sich für Züge und möchte am Bahnhof einen ganz bestimmten Zug einfahren sehen. Doch sein Vater hält ihn mit seiner Ungeduld davon ab. Daraufhin beginnt Anton eine Szene zu machen. Aber nur, weil der Vater nicht nur in dieser Situation überfordert scheint. Anton findet Zuflucht bei seinem Opa Karl (Dieter Schaad), der viel mehr Verständnis für seinen Enkel aufbringt. Zwar geraten die Beiden auch mal aneinander, schaffen es aber die Situation friedvoll zu klären. U.a. geht es dabei um eine Figur im Vitrinenschrank, die an einer bestimmten Stelle stehen muss. Anton-Darsteller Ivo Kortlang hatte zum Darsteller des Opas ein ganz besonderes Verhältnis, welches sie schon zur Zeit der Serie pflegten. Kortlang sagte dazu folgendes in einem Interview für die Blu-ray:

,,[…] und ich muss betonen, dass ich mich sehr gefreut habe, wieder mit dem Schauspieler Dieter Schaad, der den Opa von Toni spielt, mit dem noch mal zusammengearbeitet zu haben. Es ist ein Mann, von dem ich sehr viel lerne, der seit über 70 Jahren im Geschäft drin ist und mit dem ich halt auf so einer schönen Ebene halt sein kann. Und da habe ich mich sehr darüber gefreut. Es war wieder sehr inspirierend mit ihm zu arbeiten“

Das einzige Mädchen der Gruppe

Geht sie den Problemen entgegen oder läuft sie davon? Luise Befort als Emma. © Universum Film

Ganz und gar keine Sorgen scheint Alex zu haben, der sich als Mathe-Ass offenbart und gerne mal Mitschüler zu einer besseren Note verhilft. Ganz zum Leidwesen seiner Lehrerin, die weiteren Verlauf etwas mit seinem Vater anfängt. Fortan hängt der Haussegen schief und Alex geriet in Konflikt mit seinem Vater und kann nur schwer akzeptieren, dass die Mutter das Weite sucht. Das idyllische Leben ist dahin und dazu bekommt auch Alex gesundheitliche Probleme, die sein Herz betreffen.

Ein Herz ganz eigener Art hat Emma, die für ihr Leben gerne singt und auch regelmäßig im Chor auftritt. Doch sie nimmt sich viele Dinge sehr zu Herzen oder kann es nicht richtig einordnen, was sich auch auf ihren Körper niederschlägt. Ihre Magersucht bekommt sie schwer in den Griff und muss ins Krankenhaus eingeliefert werden. Dort trifft sie auf Leo und beide scheinen Seelenverwandte zu sein. Doch eine Bemerkung von Leo löst etwas in Emma aus und das Mädchen ergreift die Flucht. Luise Befort, die Emma spielt, litt nie an Magersucht, aber schafft es dennoch ein authentisches Bild der Krankheit in ihrer Rolle zu zeigen. Weniger intensiv im Bezug auf Krankheit erlebt man die Figur von Alex. Jedoch wird auch ihm situationsbedingt vieles abverlangt und schafft es zudem für Dialogwitz und Humor zu sorgen.

In Konflikt mit dem älteren Bruder

Steht im Konflikt mit seinem Bruder: der nachdenkliche Jonas (Damian Hardung). © Universum Film

Auch Jonas ist sehr bestrebt und ist schulisch erfolgreich. Ganz zum Leidwesen seines älteren Bruders, der vieles sehr locker nimmt und auch gegenüber Jonas zeigt er sich nicht immer brüderlich. Zwischen den beiden Protagonisten macht sich eine gewisse Spannung breit und Jonas lernt, wie man damit am besten umgeht bzw. dem Problem ein Ende bereitet. Geschehen wird dies in einem Krankenhaus, wo er eine bedrohliche Botschaft erhält. Auch Jonas hat Krebs. Gespielt wird er von Damian Hardung und zeigt seine Vielfältigkeit als Schauspieler. Seine Gesangseinlage beim Musik hören ist witzig interpretiert und bleibt uns genauso im Gedächtnis wie die Tatsache, wie Jonas seinen Gefühlen Ausdruck verleiht. Zudem mit dem Bewusstsein, dass nun ein schwerer Weg vor ihm liegt.

Bereits die TV-Serie mit 3 Staffeln inklusive 30 Folgen machte die Darsteller schon damals bekannt. Ihnen gelang es, sich in die Herzen der Zuschauer zu spielen. Und so entwickelte sich mit der Zeit eine große Fangemeinde, die maßgeblich zum Erfolg beitrugen. Aber was machte den Erfolg der Serie aus? Der Drehbuchautor, Schauspieler und Regisseur Albert Espinosa begründet es folgendermaßen:

,,Ich denke, der kommt davon, dass es eine wahre Geschichte ist. Die Geschichte basiert ja auf meinen drei Krebserkrankungen. Ich habe ein Bein und Teile meiner Lunge und Leber verloren. Ich glaube, deswegen gefällt den Zuschauern die Serie, weil sie wissen, dass die Geschichte wahr ist. Andererseits liegt es sicherlich auch daran, dass in der Serie kein Geld vorkommt. Es gibt lediglich Gefühle. Die Menschen machen Tauschgeschäfte mit Gefühlen. Ich glaube, vor allem für die jüngeren Zuschauer sind die Figuren interessant, weil sie dafür kämpfen zu leben. Es geht nicht darum, dass sie in die Schule gehen und Hausaufgaben machen sollen. Es sind Figuren in ihrem Alter, die ums Leben kämpfen, und wir behandeln sie wie Erwachsene. […]

Wie das Zitat zeigt, hat Albert schwere Zeiten hinter sich, die ihn besonders in den Lebensjahren 14 bis 24 geprägt haben. In dieser Zeitspanne wurde ihm nicht nur ein Bein amputiert, sondern auch eine Lunge und die Hälfte seiner Leber entfernt. Wenn man so will, ist die Serie seine Biografie. Aber etwas fehlte ihm dabei noch. Nämlich eine Vorgeschichte, die sich am besten in einem Spielfilm verarbeiten lässt. Der Darstellert Hugo (Nick Schuck) liegt von Beginn an im Koma und ist trotzdem die zentrale Figur der Geschichte. Er tritt als Erzähler auf und in wenigen Szenen ist er auch zu sehen, wo er auf eine bestimmte Situation Einfluss nehmen wird. Als Erzähler fungiert er unaufgeregt und man nimmt ihn als empathiebehafteten Menschen wahr. Seine Stimmlage ist ruhig und verfällt niemals in eine Situation, wo man meint, er will das jetzt schnell hinter sich bringen. Ganz im Gegenteil. Durch ihn sehen wir die gesamte Situation mit anderen Augen.

Fazit: Der Film schenkt allen Charakteren besondere Momente und arbeitet mit ihnen feinfühlig auf den Serienbeginn hin. Einziger Kritikpunkt ist, dass die Figur des Leo zu intensiv beleuchtet wird und seine späteren Mitstreiter etwas auf der Strecke bleiben. Einzig Toni wird stärker in die Materie eingebunden und kann die schönsten Momente des Films für sich verbuchen, was auch zum großen Teil an Dieter Schaad liegt, der hier den Opa spielt und sichtlich seine Rolle genießt. Die Figur des Benni (Jürgen Vogel) ist zunächst kaltherzig, dann empathisch und entwickelt sich weiter. Neben Hugo, die treibende Kraft, die so ein Film braucht. Quasi der erfahrene Mentor, wenn man so möchte. Das Drehbuch ist realistisch und nachvollziehbar ausgearbeitet und konzentriert sich wie schon erwähnt zu sehr auf einen Charakter und wirkt gegen Ende hin etwas hektisch. Dies tut der Geschichte als solches trotzdem keinen Abbruch, die ihre ganz eigene Art als Protasis lebt und die Verbindung zur TV-Serie herstellt. Eben solche fungiert jetzt als Epitasis, da sie nun dem Film folgen kann, der im Nachgang als Vorgeschichte gedreht wurde. Für alle, die die Serie schon kennen, ist der Film eine wunderbare Ergänzung. Für all jene, die noch nicht in den Genuss der Serie kamen, sollten mit diesem Film beginnen. Es ist der perfekte Einstieg, wenn man sich der TV-Version annähern möchte.


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Inhaber des Titelbilds: © Universum Film
Quellen der Zitate: Club der roten Bänder – Wie alles begann Blu-ray; Interviews aus den Extras


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