Originaltitel: Titanic
Produktionsland: Deutschland

Darsteller:
Sybille Schmitz: Sigrid Olinsky, Hans Nielsen: 1st Officer Petersen, Kirsten Heiberg: Gloria, Ernst Fritz Fürbringer: Sir Bruce Ismay, Karl Schönböck: John Jacob Astor u.v.a.
Drehbuch: Herbert Selpin, Walter Zerlett-Olfenius
Regie: Herbert Selpin, Werner Klingler (ungenannt)

Genre: Drama
FSK: 12
Länge: 85 Minuten

Produktionsfirma und Verleiher: UFA
Verleiher:
Universum Film

Premiere: 24. September 1943 (Prag)
Filmstart in Dtl.: 7. Februar 1950 (West), 8. April 1950 (Ost)
Start der Blu-ray:
26. Juli 2019


Der Film schildert die Katastrophe der Titanic als antibritische Propaganda und stellte zu Beginn des Films die White-Star-Line so dar, als wäre sie kurz vor dem Bankrott gewesen. Deshalb bestach man den Kapitän, um bei der Jungfernfahrt einen Geschwindigkeitsrekord aufzustellen.

Der reichste Mann auf dem Schiff: John Jacob Astor (Karl Schönböck) und seine Gattin Madeline (Charlotte Thiele) ©Universum Film

Eines schon mal vorab. Die Titanic war zu keiner Zeit in der Lage einen Geschwindigkeitsrekord aufzustellen. Selbst bei einer Vollauslastung der Maschinen wäre dies nicht möglich gewesen. U.a konnten die RMS Mauretania (28 kn) oder die RMS Lusitania (26,7 kn), die unter der Flagge der Cunard Line standen, schneller als die Titanic (21 kn) fahren. Ein Wettbewerb um das blaue Band hat es für die Titanic nie gegeben. Deutsche Gutachter hatten auf Fehler im Drehbuch hingewiesen. Der Propagandaminister Joseph Goebbels war bereits in der frühen Planungsphase des Films darauf bedacht den Engländern zu schaden. Sie waren zu damaliger Zeit der Feind und stellten sich bei der Luftschlacht um England als sehr zäh heraus. Deshalb verfolgte Goebbels den Plan die Engländer anders anzugreifen. Der Film Titanic enthielt sehr offensichtlich antibritische Tendenzen, die als Attacke auf den englischen Adel zu werten sind.

Veränderung der Offiziersrangordnung

So kam der Chefoffizier Henry T. Wilde nicht im Film vor. Der eigentliche erste Offizier William M. Murdoch war nun der zweite Offizier, weil es für die Handlung ein deutscher Offizier namens Petersen sein musste. Was hier besonders herausstich ist die Tatsache, dass er als einziger Offizier an Bord korrekt handelt, aber seine britischen Kollegen im Bezug auf die Eiswarnungen sehr naiv agieren. Es ist ein Fingerzeig darauf, dass der Deutsche gewissenhaft handelt und der Engländer von seiner Profitgier geblendet ist und nicht in der Lage ist die drohende Gefahr zu deuten. Der Film verfälscht nicht nur Ursachen als auch den Ablauf der Katastrophe, sondern stellt auch die wahren Charaktere in ein schlechteres Licht.

So war der reichste Mann auf dem Schiff, John Jacob Astor darauf bedacht den Aktienkurs so herunterzudrücken, dass er später die White Star Aktien günstig zurückkaufen könnte, um so eine Aktienmehrheit zu gewinnen. Würde er dies schaffen, dann gehöre die Titanic praktisch ihm. In Wirklichkeit war er ein echter Gentlemen und alles andere als auf sich bezogen. Er half anderen Passagieren in die Rettungsboote und starb als Held. Auch Bruce Ismay wurde stark für den Film verfälscht. So war er mit einer Frau namens Gloria an Bord, die er später heiraten wollte. Zum einen war er zum Zeitpunkt der Jungfernfahrt der Titanic bereits verheiratet. Und zum anderen hieß sie nicht Gloria. Aber der Fakt, auf Kapitän Smith so einzuwirken, dass man früher in New York sein würde, wenn man noch schneller fährt ist so in Wirklichkeit geschehen.

Es war kaum eine Woche vergangen, da wurde Selpin Zeuge davon, wie die Kriegsmarine-Offiziere alles andere als konzentriert bei der Sache waren. Sie sollten als Marineberater dienen und sahen sich nun einer Krisensitzung mit dem Regisseur Selpin gegenüber. Doch der konnte sich nur schwer beherschen und machte unüberlegte Äußerungen zur Wehrmacht. Daraufhin wurde er noch während der Produktion von der Gestapo festgenommen. Denunziert wurde er von Walter Zerlett-Olfenius, der für das Drehbuch verantwortlich war. Selpin wurde verhaftet und musste bei Goebbels vorsprechen. Jedoch nahm er seine Beschimpfungen nicht zurück und wurde am nächsten Tag gehängt in seiner Zelle aufgefunden. Ob es Mord oder Selbstmord war, ist bis heute umstritten. Die Produktionskosten stiegen an und der Film wurde schlussendlich von Werner Klinger fertiggestellt, der jedoch im Abspann nicht genannt wurde.

Propagandagegenstücke vorhanden

Doch die Propaganda ging nicht nur von Deutschland aus. Die USA betrieb sie bereits im Jahr 1940, als Charles Chaplin sein Film Der große Diktator in die Kinos brachte. Im besagten Film macht er sich nur nur über das Dritte Reich, sondern auch über Adolf Hitler selbst lustig. In eine andere Richtung ging der Kriminalfilm und zugleich Romanze Casablanca (1942) mit Humphrey Bogart und Ingrid Bergman in den Hauprollen. Dort wurde das nationalsozialistische Dtl. als politische Komponente verwendet und besetzte im Film selbst die Stadt Casablanca. Als Selpins Titanic noch gedreht wurde, kam Sein oder Nichtsein (1942) in die Kinos. Regisseur ist Ernst Lubitsch, der von Dtl. aus in die USA emigrierte und selbst Jude ist. In seinem Film besetzt Dtl. Polen und es wird der Überlebenskampf des polnischen Widerstands geschildert. Genau wie bei Chaplins Film handelt es sich hierbei um eine Komödie. Die Captain America Comics sind ebenfalls als Propaganda zu werten, da der Titelheld u.a. im Zweiten Weltkrieg als auch gegen Hitler selbst kämpft. Aber der Unterschied zu diesen Werken ist, dass die amerikanischen Filme aus dieser Zeit nicht so sehr die Tatsachen verdrehen, wie es die Deutschen für Titanic getan haben.

Titanic 1943: In der Parallelmontage wurden vier statt zwei Ebenen verwendet und in den Schausplätzen ineinander verschwenkt. ©Universum Film

Mit dem gezeigten Bild der vier Ebenen wurde im Verlauf der Handlung das Tempo der Dramaturgie beschleunigt und so die Handlung vorangetrieben, was einen hohen Spannungsbogen zur Folge hatte. Der Einsatz von Spezialeffekten ist für diese Zeit äußerst bemerkenswert. Mit Herbert Selpin hatte man nicht nur einen Regisseur mit Visionen zur Verfügung, sondern auch einen Mann, der wusste wie man seine benötigten Mittel bekommt. 4 Mio. Reichsmark wurden für den Film ausgegeben. In einer Zeit wo schon Lebensmittelknappheit herschte, ist dies durchaus ein gewagtes Unterfangen gewesen. Einige Szenen wurden auf der Cap Arcona gedreht, die am 3. Mai 1945 in der Lübecker Bucht gesunken war, nachdem sie von allierten Bombern getroffen worden ist. Für die Bauten an sich war Szenenbildner Fritz Maurischat verantwortlich, der tricktechnisch was zu bieten hatte und nicht nur große, sondern auch beeindruckende Bauten bot, die den Untergang des Schiffes dramatisch und wirkungsvoll in Szene setzten. Mit einem 6 Meter langen Modell wurde die Szenerie ergänzt. In Roy Bakers A Night to Remember (1958) wurden Szenen dieses Modells eingefügt. Auch Regisseur Herbert Selpin war für die Umsetzung des Films mehr als geeignet. Bereits mit Geheimakte W.B. 1 (1942) drehte er einen Film, der antibritische Tendenzen aufwies, aber auch künstlerisch zu überzeugen wusste. Für Titanic ging er erneut akribisch vor und erschuf einen Film, der auch in der Dramaturgie nicht nur überzeugend, sondern auch beklemmend wirkte. Angereichert hat er es mit unterschwelligen Andeutungen, was in Form von Unheil dargegstellt wurde. Zum anderen wird in einer Szene von einer Leiche gesprochen, die unten im Schiff auf Eis liegt. Zudem sieht man in einer anderen Szene das Kalenderblatt mit der Zahl 13, was die Unglückszahl symbolisieren soll. Jenes Blatt wird abgerissen und es kommt die 14 zum Vorschein. Dazu wird erwähnt, dass herrliches Wetter ist. Hier wird ebenfalls eine böse Vorahnung eines Unheils gezeigt und gleichzeitig mit der Erwähnung des schönen Wetters überspielt bzw. ignoriert.

©Universum Film

Der Film hat eine interessante Trivia aufzuweisen: Zu jener Zeit genehmigte Propagandaminister Joseph Goebbels ein Budget von 4 Mio. Reichsmark. In US-Dollar entsprach dies im Jahr 2012 180 Mio. Dollar. James Camerons Titanic (1997) hatte ein Budget von 200 Mio. US-Dollar. Gedreht wurde auf dem Luxusliner Cap Arcona, welcher 1927 seine Jungfernfahrt erlebte und 1945 an der Lübecker Bucht von Jagdbombern angegriffen und anschließend versenkt wurde. Im gleichen Jahr wurde der Film von den Allierten beschlagnahmt.

Nachdem Propagandaminister Joseph Goebbels diesen Film gesehen hatte, welcher gleichzeitig sein eigenes Lieblingsprojekt gewesen ist, war er der Ansicht, dass die Szenen der Massenpanik für Deutsche, die damals britischen Bombenangriffen ausgesetzt waren, nicht angemessen waren. So erlaubte er nur die Veröffentlichung im Ausland, wobei der Film 1943 in Paris uraufgeführt wurde. Ab Ende 1949 konnten die Deutschen den Film sehen, aber die alliierten Besatzungsbehörden untersagten ihn 1950 wegen seiner anti-britischen Propaganda in Westdeutschland. 1992 wurde in Deutschland eine zensierte VHS-Kopie von geringer Qualität veröffentlicht. Diese Version löschte die stärksten Propagandaszenen, die ihren kontroversen Inhalt immens verwässerten. Schließlich wurde die Titanic 2005 vollständig restauriert und zum ersten Mal wurde die unzensierte Version in einer Special Edition-DVD von Kino Video veröffentlicht.

Die Figur Franz Gruber basiert sehr lose auf Wallace Hartley, der auch der Hauptviolinist der Titanic-Band war. Auch der Charakter sieht Hartley sehr ähnlich. Während Gruber die Tragödie überlebte, starb Hartley im Alter von 34 Jahren auf der Titanic. Desweiteren spielten Offiziere und Seeleute der deutschen Marine Mitglieder der White Star Line-Crew, als Außausnahmen an Bord der Cap Arcona gedreht wurden.

Fazit: Herpert Selpins Titanic ist ein Film, der auch heute noch zu unterhalten weiß, aber keinesfalls als historische Lektüre für das Schiff selbst dienen kann. Dafür wurden die Tatsachen zum Zwecke der Propaganda verdreht dargestellt. Jedoch sind die romantischen Aspekte und das Szenenbild sowie die tricktechnische Umsetzung mehr als überzeugend. Selbst James Cameron fand hier Inspiration für seinen Film. Die Darbietung der Darstellerriege geht mehr als in Ordung und hat im weiteren Verlauf witzige als auch dramatische Szenen zu bieten. Die Musik von Werner Eisbrenner überzeugt nicht nur in ruhigen Szenen, sondern kann auch mithalten als die Szenerie dramaturgisch beschleunigt wird und letztendlich das große Unheil hereinbricht. Unterstrichen wird dies auch, indem man Zeuge von hastigen Kamerabewegungen wird. Ein Meisterwerk seiner Zeit, wenn man es schafft den Film ohne Vorbehalte zu schauen.



Vielen Dank, dass ihr meinen Artikel gelesen habt. Lasst doch gerne ein Like da, wenn es euch gefallen hat. Ihr habt einen Gedanken zum Text oder Film? Dann postet es mir gerne unten in die Kommentare. Ansonsten ließt man sich im nächsten Artikel. Bis bald…

Ein Gedanke zu “Titanic [1943] – Ein Klassiker der anderen Art oder einfach nur ein Propagandafilm?

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