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Originaltitel: Black Widow
Produktionsland: USA

Darsteller:
Scarlett Johansson: Natasha Romanoff / Black Widow, Florence Pugh: Yelena Belova, Rachel Weisz: Melina, David Harbour: Alexei, Ray Winstone: Dreykov u.v.a.

Drehbuch: Eric Pearson, Jac Schaeffer & Ned Benson
Buchvorlage: Stan Lee, Don Rico & Don Heck (Marvel Comic Buch)
Regie: Cate Shortland

Genre: Action, Abenteuer, Sci-Fi
FSK: 12
Länge: 133 Min.

Produktionsfirma: Marvel Studios
Verleiher: Walt Disney Studios Motion Pictures

Filmstart in den USA: 09. Juli 2021
Filmstart in Dtl.: 08. Juli 2021


Vorab eine Spoilerwarnung für all jene, die sich bisher nicht vollends mit dem MCU befasst haben. Dieser Film spielt nach den Ereignissen von Captain America: Civil War und kurz vor Avengers: Infinity War genauer gesagt in wenigen Szenen kurz nach Avengers: Endgame. Natasha Romanoff wird wegen der Vorfälle zu dem Sokovia-Abkommen von der Regierung gejagt und ist nun stetig auf der Flucht.

Story des Films beginnt anders als sonst

In den ersten Phasen des MCUs ließ man uns zu jedem Film stets sofort in die Geschichte eintauchen. Doch hier entschied man sich für einen anderen Weg. Nämlich Auszüge aus Nataschas Kindheit und das Zusammenleben mit ihren Eltern, sowie ihrer jüngeren Schwester Yelena. Sofort bekommt man einen Eindruck, dass es sich nicht um eine typische Musterfamilie handelt, sondern eine Gemeinschaft, die auf gefährlichen Fuße lebt und stets auf der Flucht ist. Hier ist Natascha 13 Jahre alt und wir befinden uns im Jahr 1995. Nach einer Flucht werden die Kinder von ihrer Familie getrennt. Natascha und ihre Schwester fügen sich dem „Red-Room“-Programm, welches Agentinnen und Killerinnen ausbildet.

Auffällig ist die Hintergrundmusik, als die Familie getrennt wird. Dabei erklingt Nirvanas Song „Smells Like Teen Spirit“, welcher hier von Malia J gesungen wird. So gefühlvoll und traurig zugleich, sodass es perfekt als Untermalung zur gegenwärtigen Situation der Familie passt.

Florence Pugh on the set of Marvel Studios‘ BLACK WIDOW, in theaters and on Disney+ with Premier Access. Photo by Jay Maidment. ©Marvel Studios 2021. All Rights Reserved.

2016: Yelena steht unter Gedankenkontrolle von „Red-Room“ und wird von einer früheren Widow davon befreit. Zur gleichen Zeit befindet sich Natasha auf der Flucht, da sie gegen das Sokovia-Abkommen verstoßen hat. Doch durch Rick Mason schafft sie es, an einem unbekannten Ort in Norwegen in einem Unterschlupf abzutauchen. Man kritisiert immer gerne, dass einzelne Avengers keine Unterstützung von einem anderen Avenger in den Solofilmen erhalten. Hier hat man Potenzial verschenkt, indem man Clint Barton nur über eine Voice-Benachrichtigung hören kann. Scarlett Johansson und Jeremy Renner haben als Duo in Avengers: Endgame perfekt harmoniert, sodass es schön gewesen wäre, es noch einmal zu erleben.

O-T Fagbende, der bis dahin durch Fernsehfilme und TV-Serien bekannt geworden war, macht seine Sache als Rick Mason gut und agiert als ruhiger Gegenpol zu Natasha. Er verleiht dem Film etwas Bodenständigkeit, was ohne ihn komplett gefehlt hätte. Im Zusammenspiel mit Natasha erleben wir nicht nur ein paar tiefgründige Momente, sondern können auch mal über die ein oder andere Sache schmunzeln. Ein Ansatz von Charme, welchen der Film viel zu wenig zeigt. Im weiteren Verlauf trifft Natasha natürlich auf ihre Schwester Yelena. Und zunächst muss es natürlich sein, dass die Geschwister sich erst einmal gegenseitig bekämpfen, was aus der Motivation von Yelena heraus passiert. Und so richtig, tiefgründig und glaubhaft ist das Geschwisterdasein auch nicht, was zum Teil auch an dem Schauspiel von Florence Pugh liegt, die nicht nur lustlos in ihrer Rolle erscheint, sondern auch merkwürdige Dialoge von sich gibt. Für den Film ist sie kein richtiger Gewinn. So mal sie schon in Rollen zu sehen war, die mehr als überzeugend waren. Auch Scarlett Johansson, die in anderen MCU-Filmen ihren Stempel aufgedrückt hatte, wirkt hier so, als wäre die Rolle nur eine lästige Nebenbeschäftigung.

Marvel erneut im gewohnten Prozedere

Ein Wiedersehen nach vielen Jahren: Natasha, Alexei und Yelena. ©Walt Disney Studios Motion Pictures

„Als ich mich mit Marvel-Chef Kevin Feige unterhielt, hat er mir gesagt, dass es im Film vor allem um Natashas Herz und ihre Menschlichkeit gehen soll. Das unterscheidet sie auch von den anderen Avengers. Er sagte mir, dass wir ihr Trauma ansprechen können, aber dabei nicht den Humor vergessen dürfen. Das war aufgrund der Nebencharaktere dann zum Glück kein Problem.

Regisseurin Cate Shortland auf die Frage, worin der Reiz der Figuren besteht

Alles wie gewohnt bedeutet nicht unbedingt etwas Gutes. Und wenn dies der Fall ist, dann erlebt man es nur in Ansätzen. Es gibt wirklich einige schöne Momente, als sich Natasha und Yelena über die Vergangenheit unterhalten. Oberflächlich bekommt man einen Eindruck davon, was die beiden Frauen in ihrer Kindheit erlebt haben und welche Schmerzen sie ertragen mussten. Leider wird es nur erzählt, aber nicht gezeigt. Selbst Avengers: Age of Ultron hat Natasha Romanoff in wenigen Szenen mehr Vielschichtigkeit verliehen. Es gab mal die Balletttänzerin Natasha, die man hier überhaupt nicht beleuchtet. Wie hat sie den ganzen Thrill verkraftet und wie leidvoll war die Ausbildung zur Black Widow, als auch der Aspekt, als jugendliches Mädchen ohne Eltern zurechtgekommen? All diese Fragen lässt dieser Film vollkommen offen.

Einzig David Harbour als Alexei beweist einen hohen Unterhaltungswert. Nicht nur die Szenen im Knast, sondern auch die Interaktion mit seinen Töchtern hat etwas Selbstironisches. Der Umgang mit seinen Knastkameraden, als man ihn als Lügner bezeichnet, wirkt nicht nur schmerzhaft für den Gegenüber, sondern hat einen hohen Unterhaltungswert, da die Art und Weise stimmt, wie er es vermittelt. Die direkte Kommunikation mit seinen Töchtern wirkt seinerseits manchmal etwas tollpatschig, aber mehr oder weniger auch liebenswürdig. Man nimmt ihm einfach glaubhaft ab, dass er sich ehrlich um seine Töchter gekümmert hat. Demzufolge waren sie ihm nicht egal. Nach einer Konfliktsituation spricht er unter vier Augen mit Yelena und singt dabei „American Pie“ von Don McLean, was einen sofort an die Gesangseinlage von Klaue in Black Panther (2018) erinnert lässt.

Die Schwäche des Antagonisten

Macht auch dieses Mal nicht viel her. Die Darstellung des Antagonisten. ©Walt Disney Studios Motion Pictures

Man möchte fast nichts mehr über die Schurken im MCU sagen, da sie wieder einmal mehr verschenkt worden sind. Was hier daran noch schlimmer ist, man hat zwei Gegenspieler platziert und nicht wenigstens einem von beiden eine entsprechende Charakterzeichnung gegeben. Gut, der Taskmaster erhält zum Schluss ein paar tiefgründige Szenen, bleibt aber im Gesamteindruck eher oberflächlich. Was in keiner Weise passt, ist der Auftritt von Ray Winstone als Dreykov. Das Drehbuch sah vor, ihn als General zu schreiben. In den ursprünglichen Comics kommt er im Hulk-Universum vor und ist dafür verantwortlich, dass Bruce Banner zu Hulk wird. Des Weiteren heißt er dort mit Vornamen Igor und ist ein sowjetischer Spion, der in Amerika eingeschleust wird, um Informationen zur Gammabombe zu sammeln, welche die Sowjets für ihre Zwecke nutzen möchten. Im Film verabreichte er seinen Widows eine Pheromonsperre, damit diese ihn nicht töten können. Vom Charakter her ist diese Figur ziemlich arrogant und meint über alles und jeden zu stehen. Man erfährt im Laufe der Handlung, was er macht, aber eine nachvollziehbare Motivation bleibt uns verwehrt. So eindimensional wie diese Figur geschrieben ist, schließt sie sich damit vielen Vorgängerschurken des MCU an.

Black Widow in ihrem ersten Auftritt. Tales of Suspense #52. ©Marvel Comics

Das Jahr und der Ort Natashas Geburt wurden in den Comics nicht geklärt. Zum ersten Mal erleben konnte man sie in der Reihe Tales of Suspense #52 (January, 1964), wo sie von Chruschtschow den Befehl erhält, Anton Vanko und Tony Stark zu töten. Als Unterstützung hat sie Bouis Turgenov dabei, der auch als Crimson Dynamo bekannt ist. Die Rüstung des Crimson hatte Anton entwickelt. Natasha wuchs bei Pflegeeltern auf, was mit verschiedenen Berichten dargestellt wurde. Sie lebte angeblich mit ihrer Mutter in Stalingrad. Plötzlich gab es einen Brand, welcher die Mutter tötete. Zuvor gelang es der Mutter, die kleine Natasha aus dem Fenster zu einem russischen Soldaten zu werfen. Fortan war Iwan Petrowitsch ihr Pflegevater (Black Widow: Deadly Origin #1 (November 2009)). Eine andere Geschichte sagt aus, dass Natasha seit ihrer Kindheit in der UdSSR lebte und in Verbindung des „Black Widow Ops“-Programms erzogen worden ist. Später folgte die Ausbildung in einer Einrichtung namens „Roter Raum“, welche dafür vorgesehen war, die Widows in Kampf und Spionage auszubilden (Black Widow Vol. 3) #4, 5 & 6 (Dez. 2004 – Feb. 2005).

Fazit: Marvel wollte es DC gleichtun, indem eine weibliche Heldengeschichte von einer Regisseurin realisiert wird. An sich eine gute Idee. Aber die Umsetzung lässt in fast allen Belangen zu wünschen übrig. Zwar bekommt man einen Eindruck von Natashas und Yelenas Vergangenheit, aber spannend erzählt und gezeigt wird es dabei nicht. Ein CGI-Feuerwerk wurde einmal mehr als sichere Variante vorgezogen. Nur die Nebencharaktere in Personen von Rachel Weisz und David Harbour gaben der Geschichte etwas Charme. Bis auf die ersten 20 Minuten zeigt sich das Drehbuch als schwächstes Konstrukt. Black Widow ist eine hochinteressante und geheimnisvolle Figur, deren Potenzial hier fast komplett verschenkt worden ist. Pluspunkte gibt es für den Score, welcher russisch angehaucht wurde. Zum anderen wird der Aspekt Kameradschaft gut in Szene gesetzt. Dies reicht natürlich nicht, um einen Film aus dem Durchschnitt herauszuheben. Black Widow ist in den Ensemble-Filmen deutlich besser zur Geltung gekommen.


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Bildquelle: ©Marvel Studios
Zitatquelle: www.outnow.ch
www.marvel.fandom.com


Ansehen auf Disney+


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wessels-filmkritik.com


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3 Gedanken zu “Black Widow [2021] oder die erweiterte Geschichte einer Geheimagentin

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